2. Die Königszeit.
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aber von seinem Bruder Amulius vom Throne gestoßen und
seine Tochter Rhea Silvia, damit sie nicht heiraten sollte, zur
Vestalin (d. i. eine Priesterin der Vesta) gemacht. Trotzdem
gebar sie dem Kriegsgotte Mars die Zwillinge Romulus und
Remus.
Als Amulins dies vernahm, ließ er die Knaben in einer Romulus unb
Wanne im Tiber aussetzen, und sie wären elend zu Grunde ge- 9temu8-
gangen, wenn sie nicht von den Fluten ans Land getrieben
und von einer Wölfin genährt worden wären.
Bald darauf nahm sich der Hirt Faustulus ihrer an; sie
wuchsen bei ihm auf, gingen auf die Jagd und überfielen auch
fremde Herden. Hierbei geriet einst Remus in Gefangenschaft;
er wurde vor Numltor, dem Amulms das Richteramt über-
tragen hatte, geführt und von seinem Großvater erkannt, der
darauf mit Hilfe seiner Enkel wieder auf den Thron gelangte.
Numltor gestattete nun seinen Enkeln, an der Stelle, wo sie Gründung
ausgesetzt worden waren, eine Stadt zu gründen. Als dies ge- Roms,
schehen war (754 v. Chr.), entstand ein Streit unter den ™ ° Gt|r'
Brüdern, nach wem sie benannt werden sollte; hierbei erschlug
Romulus den Remus. Nunmehr erhielt die Stadt den Namen
Rom. Der Ort blühte rasch empor und dehnte sich allmählich
über sieben Hügel aus, weshalb man Rom später auch die
Siebenhügelstadt nannte.
2. Die Königszeik.
§ 22. Romulus, der erste König der Römer, war als Romulus
Sohn des Kriegsgottes Mars natürlich sehr kriegerisch; er liebte
den Kampf und machte viele Eroberungen, wobei er sich selbst
stets durch seine Tapferkeit hervorthat. So tötete er z. B. Den
König Arco von Cäcina und hing die erbeuteten Waffenstücke
(spolia opima) im Tempel des Jupiter auf.
Um Rom zu bevölkern, errichtete Romulus ferner eine
Freistatt für Heimatlose und Flüchtlinge aller Art, die sich in
großer Anzahl einstellten. Die Nachbarvölker aber weigerten sich,
ihre Töchter mit solchen Männern zu verheiraten. Da griffen
die Römer zur List. Sie gaben ein großes Fest, zu welchem die
Einwohner der Nachbarstädte mit Frauen und Töchtern geladen
wurden. Als sich nun viele von ihnen, namentlich aus dem