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Das Orakel gab ihm die Antwort: „Wenn Krösus die Perser angreift, so wird
er ein großes Reich zerstören." Da machte er sich auf und zog gegen Cyrus
in den Kampf, konnte aber nichts ausrichten; im Gegenteil: wo er mit Cyrus
zusammentraf, muffte er sich zurückziehen, ja. Cyrus verfolgte ihn sogar bis
in seine Hauptstadt, schlug mit Hilfe seiner Kameele sem Knegsheer und nahm
ihn zuletzt gefangen. Krösus sollte nun verbrannt werden, aber der Ausruf:
o Solon! o Solon!", als er schon auf dem Scheiterhaufen stand, rettete ihm
das Leben. Cyrus wollte nämlich wissen, was dieser Ausspruch zu bedeuten habe,
und ließ deshalb den Gefangenen losbinden. Krösus erzählte ihm eme Unter¬
redung , die er einst mit dem weisen Solon gehabt hatte. Cyrus wurde durch
diese Erzählung an die Vergänglichkeit der irdischen Dinge ermnert und nahm zwar
die vielen Schätze und das Reich, ließ aber den Krösus am Leben und behielt
ihn als Freund bei sich. Das Orakel zu Delphi sagte, als Krösus dasselbe
fragen ließ, ob die griechischen Götter so trüglich und undankbar wären, es
habe mit seinem Ausspruch gemeint, dafs Krösus sein eigenes Reich zerstören
würde. Nachdem Cyrus das lydische Reich mit dem seinigen verbunden hatte,
zog er gegen Babylon. Er muffte aber zwei Jahre vor dieser Stadt hegen,
ohne sie einnehmen zu können. Endlich sann er auf eine List. Er leitete den
Euphrat, welcher durch die Stadt fließt, fo weit ab, dafs feine Soldaten durch
denselben waten und in die Stadt eindringen konnten. Die Stadt Babylon
war so groß, dafs die in der Mitte Wohnenden nichts merkten, als das eine
Ende derselben eingenommen war. Cyrus machte Babylonien zu einer persischen
Provinz und schenkte den Juden, welche sich in der babylonischen Gefangenschaft
befanden, ihre Freiheit. Dann rüstete er sich zu einem Zuge nach Ägypten.
Zuerst kehrte er aber nach Persien zurück, um ein benachbartes, am kaspischen
Meere wohnendes Volk, die Masfageten, zu bekämpfen. Uber die Masfageten
herrschte die Königin Tomyris. Cyrus wollte sie heiraten; da sie aber seine
Hand ausschlug, zog er gegen sie und nahm ihren Sohn gefangen. Als die
Mutter dies durch einen Herold hörte, sagte sie: „Du des Blutes nimmer satter
Cyrus, frohlocke nicht, gib mir meinen Sohn wieder; thust du es nicht, so werde
ich dich mit Blut sättigen." Der gefangene Sohn tötete sich selbst. Cyrus aber
wurde von den Masfageten so hart angegriffen, dafs sein Heer fiel und er selbst
umkam. Tomyris nahm sein Haupt und steckte es in einen mit Blut gefüllten
Eimer. So endete Cyrus, der Gründer des großen persischen Reiches.
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, HI. Griechenland.
Olympische Spiele und Orakel.
§. 5. Allgemeines über die Griechen. Die Denkwürdigkeiten,
welche wir bis jetzt kennen gelernt haben, gehören solchen Völkern an, welche in
Asien und Afrika lebten. Wir wollen uns jetzt einmal nach einem alten Volke
in Europa umsehen. Das heutige Griechenland, welches noch vor vierzig und
einigen Jahren vom türkischen Sultan beherrscht wurde, war in den ältesten
Zeiten von den Griechen oder Hellenen bewohnt. Diese Griechen waren freilich
ein ganz anderes Volk als die heutigen Griechen. Auch herrscht heute über Grie-