Full text: Preußisch-deutsche Geschichte (1)

5. Friedrich Wilhelm I. 21 
§ 19. Der Prunkliebe des Königs verdankte Berlin Kunst und 
viele schöne Bauten und Denkmäler, darunter den Neubau des $8,ffentooften- 
Schlosses, das Zeughaus und auf der Langen Brücke das herrliche 
Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, ein Werk des Bildhauers 
Andreas Schlüter. Ein neuer Stadtteil, die Friedrichstadt, ent- 
stand damals. Der größte Philosoph der Zeit, Leibniz, riet 
zur Gründung einer Gelehrtengesellschaft (Sozietät), die alle 
Wissenschaften durch gemeinsame Arbeit förderte. In Halle 
endlich wurde eine Universität und durch August Hermann 
Francke ein berühmtes Waisenhaus gestiftet. Die Königin 
Sophie Charlotte von Hannover, nach der das Dorf 
Lietzen den Namen Charlottenburg erhielt, pflegte eben- 
falls Umgang mit Leibniz und andern berühmten Männern und 
unterstützte alle ihre Bestrebungen. i' 
5. Friedrich Wilhelm I. 
§ 20. Der Sohn des ersten Königs, FriedrichWil- Das Wesen 
h elm I., zeigte ein ganz anderes Wesen als der Vorgänger. Er Wuh-?i. 
war überaus einfach, lebte sparsam wie ein Bürger und dachte 
nur daran, seinen Staat im Innern recht stark und kräftig zu 
machen. Dabei konnte er sehr heftig und zornig werftet*, und 
sogar den Stock gebrauchen, wenn er seine Untertanen und be- 
sonders die Beamten bei Unordnung oder Trägheit betraf. Er 
war deshalb nicht gerade beliebt, aber die Nachkommen sahen ein, 
daß ohne seine Genauigkeit in allen Dingen ein Friedrich der 
Große unmöglich gewesen wäre. Denn er hinterließ ihm einen 
wohlgefüllten Staatsschatz, der ihn in den Stand setzte, die not- 
wendigen Kriege zur Vergrößerung Preußens zu führen. 
Obwohl der König sein Heer zum besten der Welt machte, Erwerbung «or- 
war er doch friedliebend. Nur am Nordischen Kriege be- 
teiligte er sich. Rußland unter Peter dem Großen, Sachsen- 
Polen und Dänemark fielen nämlich über Schweden 
her, um dessen festländische Besitzungen an sich zu reißen. Aber 
der junge schwedische König Karl XII. machte ihnen viel zu 
schaffen. Er eroberte ganz Polen, drang in Kursachsen ein und 
marschierte in das Innere Rußlands. Als ihm hier die Munition 
ausging, flüchtete er in die Türkei und kehrte erst nach Jahren, in 
einem vierzehntägigen Ritt durch Ungarn und Deutschland
	        
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