Land zu retten, frei in Carls Lager, übergab dem
allgefürchteten Frankenhcrrschcr das Scepter BojoarienS,
geziert mit dem Bilde eines Menschenkopfes, und dadurch
deö alten Reiches Unabhängigkeit. Im Angesicht der
beiden Heere schwor Tassilo jetzt zum drittenmal
den Eid der Unterwerfung, und nahm das Herzogthum
zum wahren Lehen auö deS Königs Hand. Zwölf Gei-
fein und seinen eigenen Sohn Theo do gab er zur
Bekräftigung des SchwurS. Carl zog sich gegen Ende
deS Jahres 787 nach Ingelheim in seine Königs,
bürg zurück, und betrachtete nun ganz Bojoarien als seine
Gränz-Provinz gegen Osten; Tassilo aber ging schwer
betrübt nach Regenöburg.
Frg. 5y) Aus welchem Anlässe, wo und
wie wurde Tassilo des Herzogthums BojoarienS
beraubt?
Antw. KarlS Recht über Tassilo II. war kein
anderes, als das Recht des Siegers und Eroberers über
den Besiegten. LuitbergaS Haß entflammte den ge-
beugten Gemahl zu neuen Entschlüssen. Lieber wolle
er sterben, lieber aller seiner Söhne Leichname sehen,
sagte er, als in so schimpflicher Dienstbarkeit auShar-
ren! — Daö Bündniß mit den Avaren zur allgemci.
nen Befreiung der Völker sollte ihm Rettung bringen.
Mit großen HeereSmassen rückten die Avaren kampf,
lustig gegen Italien und Baiern vor; täglich wurde das
Mißvergnügen der unterjochten Sachsen ausgebreileter.
In Unter. Italien und in der Lombardie zeigten sich
Unruhen durch die Einflüsse der Emissäre des griechischen
Hofes, der sein bisher friedliches Verhältniß mit den
Franken zu brechen drohte. Papst Hadrian der wach,
bare Kundschafter berichtete die gefährliche Lage seinem
Liebling, und Carl wollte, bei solchen Nachrichten Tas¬
silo den Untreuen nicht länger noch in Bojoarien las.
sen. — Zur Ingelheimer Mai-Versammlung (788)
wurde BojoarienS Herzog freundlich geladen. Tassilo
hielt seine geheimen Pläne nicht verrachen, und um
jeden Argwohn zu verscheuchen, wollte er mit verstellter
Ehrfurcht erscheinen. Doch kaum hatte Tassilo sich