Metadata: [[Teil 2], Bd. 3, [Schülerbd.]] ([Teil 2], Bd. 3, [Schülerbd.])

334 
IV. Aus der weiten Welt. 
wurden zum Tränken hinabgetrieben. Unten am Flusse war das Bild weit 
angenehmer: himmelhohe Felsen, dazwischen tiefsandige Schluchten, niedrige 
Sträucher und hohe, dichtbelaubte Ana- und Dornbäume. Hastig wurde ab¬ 
gekocht und gegessen, dann sank alles unter dem hellstrahlenden Sternenhimmel 
in tiefen Schlaf. Nur das Rauschen und Gurgeln des Flusses, der leise 
Schritt der Posten, das Wiehern eines Pferdes, das Bellen der hungrigen 
Schakale unterbrach die Stille der Nacht. Die Feuer verglommen allmählich. 
Morgens weckte die Trompete die Schläfer. Schnell wurde Kaffee 
gekocht und ein Bissen Brot gegessen; dann ging es hinauf auf die Fläche, 
wo die Wagen unter Bedeckung standen. Die Ochsen wurden eingespannt, 
die Marschkolonne formierte sich - vorwärts! Wir marschierten der Kühle 
wegen von 6 bis 9 Uhr früh und von 3 bis 6 Uhr nachmittags; oft wurde 
auch noch ein Nachtmarsch eingelegt. Dr. Richter und ich ritten stets hinter 
der Kolonne her; wir waren dafür verantwortlich, daß keiner zurückblieb. 
Wir mußten oft viel treiben und schelten, um die todmüden Nachzügler zu¬ 
sammenzuhalten. Bedeutete doch für den einzelnen das Verirren in dem 
unbekannten Gelände sicheren Tod. 
2. 
Unser Marsch ging auf Salem zu. Hier verließen wir den Swakop, 
der uns durch tägliche Bäder erfrischt hatte, und schlugen den geraden Weg 
auf Tsaobis ein. Die Straße wurde nun sehr schlecht. Zunächst ging es 
in dem trockenen, tiefsandigen Bette eines Nebenflusses bergauf, durch dunkle, 
scharf eingeschnittene Hohlwege, dann über Klippen und Felstrümmer. Kaum 
so breit, daß die Räder der Wagen Platz hatten, lief die Straße, eingeengt 
zwischen hohen Felsen auf der einen und einem tiefen Abgrunde auf der 
andern Seite, auf eine kleine Hochfläche, die wir erklimmen mußten. Es 
bedurfte aller Geschicklichkeit der Treiber, um ein Abstürzen der Fuhrwerke 
zu verhüten. Kisten und Kasten, Tonnen und Säcke flogen in ihnen durch¬ 
einander, wenn sie mit Gepolter unter Ächzen des Holzwerks und Krachen 
der Räder von einer der oft mehr als fußhohen Steinstufen, die den Weg 
durchsetzten, auf die nächstniedrige Platte aufflogen. Dies kann eben nur 
ein afrikanischer Ochsenwagen aushalten. Wahre Ungetüme sind für das 
Auge des Europäers diese „fahrenden Wohnungen", in denen der Afrikaner 
oft wochen-, monate-, selbst jahrelang rrtit Kind und Kegel haust, die sein 
Heim sind und die oft, besonders bei den im Graslande umherziehenden 
Treck-Buren, alles enthalten, was er fein eigen nennt. 
Endlich wurde der Weg besser, und nach einem starken Nachtmarsch 
erreichten wir Tsaobis. Die Sonne ging gerade auf, als Leutnant von Frangois 
uns zurief: „Dort liegt die Feste!" Und richtig: in dem Meer von Felsen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.