Full text: Geschichtsleitfaden für Sexta

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und gründeten jenseits des Meeres auf Inseln oder an den Küsten von 
Kleinasien zahlreiche blühende Kolonien. Auch das war noch eine Folge 
der Wanderungen, daß alle Völker und Städte sich in Republiken, d. i. 
königslose Staaten, verwandelten. Die Regierung fiel nunmehr dem 
Adel zu; seine Herrschaft nennt man Aristokratie. 
Alle diese griechischen Staaten lebten in fortwährenden Kriegen, 
aber die Griechen wußten doch, daß sie von einem Stamme waren. 
Stolz nannten sie sich Hellenen, und jeden, der nicht ihre Sprache 
redete, verachteten sie als Barbaren. Außer der gemeinsamen Sprache 
verband sie auch die gemeinsame Religion, und ein wichtiges Band 
bildeten auch die gemeinsamen Volksfeste. Von diesen war keines an- 
gesehener, als die olympischen Spiele. 
In einem engen Tale des Peloponnes lag ein berühmtes Heiligtum, 
Olympia genannt zu Ehren des Zeus, dem dort in einem großen, 
herrlichen Tempel eine wundervolle Bildsäule errichtet tca'N Alle vier 
Jahre fanden hier große Festlichkeiten statt, zu denen ganz Griechenland 
herbeiströmte. An die feierlichen Opfer schlössen sich Wettkämpfe an, die fünf 
Tage lang währten. Der vornehmste dieser Wettkämpfe war das Wagen- 
rennen, wofür man im Tale eine lange Bahn vorgerichtet hatte. Die 
Zuschauer saßen zu vielen Tausenden übereinander an den Abhängen des 
Tales. Der Preis des gar nicht ungefährlichen Kampfes war ein Kranz 
von Ölzweigen. Den gleichen Preis erhielten die Sieger im Wettlauf, 
im Springen, im Diskuswerfen, im Ringen und im Wettkampf. Es 
war die höchste Ehre, die man in Griechenland erlangen konnte, und die 
Namen der Sieger wurden überall genannt und gefeiert. Den heim- 
kehrenden Sieger empfingen feierlich die Behörden seiner Vaterstadt, Lob- 
lieder erschollen ihm zu Ehren, ja es wurden ihm Denkmäler und Bild- 
säulen errichtet. Nach dem Namen des Siegers im Wagenrennen nannte 
man sogar die Olympiade, d. i. den Zeitraum von vier Jahren bis 
zum nächsten olympischen Spiele, und nach solchen Olympiaden berechneten 
die Griechen die Zeit. 
VIII. Ly Kurgus, der Gesetzgeber von LaKonieu. 880 v. Chr. 
Zehntausend dorische Krieger hatten sich in Lakonien festgesetzt, aber 
sie konnten die viel zahlreicheren Achäer nicht völlig überwinden; auch 
gab es im Lande mehrere Fürstenhäuser, die sich bekämpften. Um dem 
Unfrieden ein Ende zu machen, übertrug mau auf den Rat des delphischen 
Orakels dem weisen Lykürgus die Aufgabe, den Staat zu ordnen. 
880 Als er diese Aufgabe durchgeführt hatte, ließ er die Einwohner Lakoniens 
schwören, an seinen Einrichtungen festzuhalten, bis er von einer Reise 
zurückgekehrt sei. Diese Reise dehnte er absichtlich immer weiter aus,
	        
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