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Brutus wandte sich mit vier Legionen nach dem Gebirge
und hoffte in der einbrechenden Dunkelheit zu entkommen,
aber alle Ausgänge waren schon besetzt. Da seine Segtonen
keine Lust zeigten, sich durchzuschlagen, so ging er betfetts
und stürzte sich in sein Schwert. Sem Soldaten streckten
die Waffen. Seine Gemahlin Porcia folgte ihm tn den
Tod, indem sie durch den Dunst glühender Kohlen ihr Leben
endete.
Nach diesen Siegen stellten die beiden Triumvirn eine
neue Teilung des großen römischen Reiches an, wobei
Oktavianus den Westen, Antonius den Osten erhielt. Lepi-
dus, der wegen seiner Unbedeutendheit von den beiden
anderen verachtet wurde, mußte sich mit Afrika abfinden
lassen.
In Kleinasien überließ Antonius sich ganz und gar
seinem maßlosen Hange zur Schwelgerei, mit der er unge-
heure Reichtümer in kurzer Zeit verschwendete. Emst schenkte
er einem Citherspieler die Abgaben von vier Städten, und
Köchen gab er für ein gutes Gericht reiche Häuser und Güter.
Seine Lust an ausschweifender Schwelgerei erreichte aber den
höchsten Grad, als es der ägyptischen Königin Kleopatra ge¬
lungen war, ihn in ihre Netze zu ziehen.
Diese Königin hatte es mit Brutus und Cassius ge-
halten und wurde deshalb von Antonius zur Rechenschaft
gezogen. Sie kam, aber nicht als Angeklagte, sondern, um
Antonius zu gewinnen, in dem Aufzuge der Göttin Venus.
Auf einem goldenen Schiffe mit silbernen Rudern und pur-
purnen Segeln fuhr sie den Cydnusfluß herauf. Als Venus
gekleidet, saß sie in der Blüte der Schönheit unter einem
goldgewirkten Zelte; Knaben als Liebesgötter fächelten ihr
Kühlung zu, schöne Jungfrauen bedienten sie, während andere
als Meergöttinnen die Ruder unter dem Klange der Flöten
und Harfen bewegten, und angezündetes Räucherwerk den
lieblichsten Duft verbreitete. Anstatt vor Antonius zu er-
scheinen, lud sie ihn zu sich zum Mahle. Er kam, und von
dieser Zeit an lebte er mit Kleopatra in einem steten Tau-
mel von Lüsten und ließ sogar die Parther ungestraft in
Syrien einbrechen.