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begann (eine Zerstreuung in alle W-lt unb nntet alle
Völker. ■
Unterdessen war V-sPasi-nns in Rom mit der kaiser¬
lichen Machtsülle bekleidet worden und feierte >mfolg-nd-n
Jahre mit seinem Sohne Titus, den er zum Mitr-g-nten
erhoben hatte, einen glänzenden Triumph wegen Beendtgu.j
des jüdischen Krieges, Noch sind dte H-nPtwle^d°S mar-
mornen Triumphbogens erhalten, an dem >udtsche Tempel-
unb Opferqefäße bargestellt waren.
Mit Vespasianus kehrte wieber Ordnung unb Sicherheit
in bas zerrüttete römische Reich zurück. Er stellte die ver¬
fallene Kriegszucht bei ben Heeren Italiens wieder her. er
reinigte ben Senat von unwürdigen Mitgliedern unb ge_
stattete auch würbigen Männern aus den Provinzen bes
Reiches ben Zutritt. Er beschränkte bte Anklagen wegen
beleidigter Majestät, bie so vielen das Leben gekostet hatten
und füllte durch Sparsamkeit und weife Verwaltung dte
gänzlich erschöpften Kassen. Unter den neuen Steuern die
er einführte, befand sich auch eine, die er auf die Urmfasser
der Walker legte. Als ihm sein Sohn Titus darüber Vor¬
würfe machte, hielt er ihm ein aus dieser Steuer Herruhrendes
Stück Geld unter die Nase und fragte ihn, ob es übel
rieche. An seinem Hose herrschte Einfachheit und Mäßigkeit,
wodurch er einen günstigen Einfluß auf die durch Luxus und
Schwelgerei entarteten Römer äußerte.
Auch verschönerte er Rom durch den Wiederaufbau des
Kapitoliums und vieler noch seit dem Neronischen Brande
in Asche liegender Bürgerhäuser. Außerdem errichtete er
einen Tempel der Friedensgöttin, den er zum größten und
prächtigsten Roms machte, und ein ungeheures Amphitheater,
welches 87 000 Menschen fassen konnte. Es war ganz von
Stein, hatte unterirdische Kanäle und Zugänge, durch welche
Wasser eingelassen werden konnte, das den ganzen Boden¬
raum in einen See verwandelte, worm man Seegefechte
aufführen konnte. Noch jetzt sind die Uberreste dieses Ge-
bäudes unter dem Namen Kolossäum berühmt. Bei der
Einweihung wurden 5000 wilde Tiere erlegt Es war dies
der Ort an welchem später Taufende von christlichen Mär¬
tyrern unter den Zähnen der wilden Tiere verbluten mußten.