Full text: Deutsche Lebensbilder und Sagen

17. Wallenstein. 
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7. Dieser Mann, der so gütig und mild mit seinem Kinde redete, 
war unerbittlich gegen alle, die ihm die Wahrheit des Evangeliums zu 
verdunkeln schienen. In Zürich war gegen den Ablaß Ulrich Zwingli auf- 
getreten und hatte viel Anhänger gefunden. Man hoffte, Luther werde 
sich mit ihm verständigen. In der Auffassung der Einsetzungsworte beim 
Abendmahl hatte Zwingli eine andere Ansicht. Mit den Worten „ihr 
habt einen andern Geist wie wir" hat Luther, da er auch hier nicht gegen 
seine Überzeugung handeln konnte, die angebotene Friedenshand zurück- 
gewiesen. So spalteten sich die Evangelischen, und es bildete sich in der 
Schweiz und längs des Rheines die „reformierte" Kirche. Nach Zwinglis 
frühem Tode setzte Calvin dessen Werk fort. Nach ihm wurden die Re- 
formierten auch Calvinisten genannt. 
Diese Spaltung kam den Feinden der Reformation zustatten. Kaiser 
Karl V. traf Anstalten, Lutheraner wie Calvinisten auszurotten. Da 
meinten viele, man müsse das bedrohte Evangelium mit den Waffen ver- 
teidigen. Doch Luther Predigte den ihm befreundeten Fürsten, man dürfe 
sich wohl gegen den Kaiser verteidigen, wenn er den Glauben bedrohe, 
ihn aber nicht angreifen. Am Ende seines Lebens sah er den Krieg 
herannahen und flehte zu Gott, ihn dieses Unheil nicht mehr erleben zu 
lassen. Sein Wunsch erfüllte sich. Mit dem Friedenswerk beschäftigt, 
die Grafen von Mansfeld untereinander zu versöhnen, starb er (Fe- 
bruar 1546) im festen Glauben an seinen Erlöser, den er zeitlebens ge- 
sucht hatte. 
In Wittenberg in der Schloßkirche liegt er begraben. 
17. Wallenstein. 
1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Böhmens. 
Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frühzeitig. Von Kindes- 
beinen an zeigte der Knabe nur Sinn für das Soldatenwesen und zog 
sich bald den Beinamen „der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den 
Jesuiten in die Schule, diese machten ihn katholisch. Dann ging der 
junge Edelmann auf die Universität; aber die Bücher fesselten ihn nicht, 
er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der 
Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 
2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verständiger Kriegsmann 
aus, das erwarb ihm die Gunst einer überaus reichen Witwe, die er dann 
heiratete. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfügte nun Wallenstein 
seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen — frei über
	        
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