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Fürstin lieb. Er vermählte sich mit ihr und wurde (951) König der
Lombardei.
6. Diese zweite Ehe des Vaters war dem Schwabenherzog Lndols
sehr verhaßt, weil er für sein alleiniges Erbrecht fürchtete. Auch der
Gemahl seiner Schwester Liutgarde, der Herzog Konrad (der Rote)
von Lothringen, fand sich vom König und seiner neuen Gemahlin zurück-
gesetzt. Deshalb zettelten sie einen gewaltigen Aufstand an, der Otto und
Deutschland in große Gefahr brachte.
Denn der leidenschaftliche Ludolf scheute sich nicht, den Landesfeind,
die Ungarn, zu feiner Unterstützung herbeizurufen. Aber gerade dies ertötete
die Beliebtheit, deren er sich bisher erfreut hatte. Konrad sah bald sein
Unrecht ein, unterwarf sich dem Vater, und als es auf dem Lechfelde (955)
zur Schlacht mit den Ungarn kam, kämpfte er wie ein Löwe und starb den
Heldentod. Ludolf aber war starrsinnig und gab noch längere Zeit nicht
nach, bis er, fast von allen Anhängern verlassen, doch die Gnade des Vaters
anflehen mußte. Otto verzieh dem reuigen Sohne; ja, er schickte ihn von
neuem nach Italien, damit er durch Thateu sein Vergehen sühnen könne.
Doch Ludolfs Kraft war gebrochen; er siechte hin und starb in jungen
Jahren.
In Deutschland wollte man nicht glauben, daß der ehedem so geliebte
Königssohn plötzlich dem Leben entrissen worden sei; deshalb erzählte die
Sage von wunderbaren Fahrten in ferne Länder, die ihn dem Anblick der
Zeitgenossen entzogen hätten.
7. Adelheid bewies sich als treue Gattin und kluge Ratgeberin. Mit
ihrer Hilfe gelang es Otto (962), sein höchstes Ziel zu erreichen: er wurde
in Rom vom Papste zum Kaiser gekrönt. Nun war er der mächtigste Fürst
in Europa. Von Dichtern und Geschichtsschreibern gepriesen, blieb das
Andenken an „Otto den Großen" im Gedächtnis des deutschen Volkes leben-
big erhalten.
8. Die Sage erzählt: Kaiser Otto der Große wurde in allen Landen
gefürchtet; er war streng, trug einen schönen roten Bart; was er bei diesem
Barte schwur, machte er wahr. Nun geschah es. daß er zu Bamberg Hof
hielt und die geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches bei ihm waren.
Am Ostermorgen zog der Kaiser mit allen diesen Fürsten in das Münster, um
die Messe zu hören. Unterdessen wurden in der Burg zu dem Gastmahl die
Tische bereitet; man legte Brot auf und setzte schöne Trinkgefäße hin. An
des Kaisers Hofe diente aber dazumal auch ein edler und wonnesamer Knabe;
sein Vater war Herzog in Schwaben, und er war dessen einziger Erbe. Dieser
kam von ungefähr vor die Tische gegangen, griff nach einem weißen Brote
und wollte es essen, wie alle Kinder sind, die gerne in hübsche Sachen beißen.