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Kurfürsten Friedrich dem Weisen, sand er Beifall und Unterstützung. Die
gewaltige Bewegung führte schon nach wenigen Jahren zu einer völligen
Lossagung Luthers und seiner Anhänger von dem Papste nnd der katho-
lischen Kirche.
5. Auf dem ersten Reichstage, den der Kaiser hielt (1521 zu Worms)
war auch Luther vorgeladen, um sich zu verantworten. Da er nicht zum
Widerruf zu bewegen war, so wurde er in die Reichsacht erklärt. Um
ihn zu schützen, ließ ihn Friedrich der Weise auf der Rückreise heimlich
überfallen und verkleidet auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Hier
begann Luther seine Bibelübersetzung. Aber lange war seines Bleibens in
der Verborgenheit nicht; er gab bald seinen schützenden Zufluchtsort auf
und kehrte nach Wittenberg zurück.
Begünstigt durch die häufige Abwesenheit des Kaisers, griff die Kirchen-
spaltung immer weiter um sich. Bergebens waren die Versuche, welche
Karl und sein Bruder Ferdinand auf mehreren Reichstagen machten, um
den Streit friedlich beizulegen. Seit dem Reichstage zu Speyer (1529)
kam für die Anhänger Luthers der Name Protestanten auf.
Zuletzt kam es doch zum Kriege. In demselben war Karl V. anfangs
siegreich; die beiden Häupter der Protestanten, Johann Friedrich von Sachsen
und Philipp von Hessen, gerieten in seine Gefangenschaft. Dann aber
verließ ihn sein Bundesgenosse, Moritz von Sachsen, der sich inzwischen
mit Heinrich II. von Frankreich verbündet hatte. Der Kaiser, völlig über-
rascht, rettete sich mit Mühe durch die Flucht nach Villach in Kärnthen.
Sein Bruder Ferdinand schloß darauf mit den Protestanten einen Vertrag
und einige Jahre darauf den Religiousfrieden zu Augsburg (1555).
6. Luther hatte den Ausbruch des Krieges nicht mehr erlebt; 1546 war
er gestorben. Karl V. unternahm einen fruchtlosen Feldzug, um den
Franzosen Metz zu entreißen, welches sie besetzt hatten. Dann legte er,
von Krankheit und Gram gebeugt, freiwillig seine Krone nieder und zog
sich in das Kloster San Just zurück, wo er 1558 starb.
Gleichzeitig mit Luther war Ulrich Zwingli in Zürich gegen die katho-
lische Kirche aufgetreten. Weit größeren Anhang als er fand Johann Kalvin,
der in Genf (seit 1541) der Stifter der reformierten Kirche wurde.
Die Gegensätze zwischen Katholiken, Protestanten und Reformierten in
Deutschland führten schließlich zum dreißigjährigen Kriege.
Der Nachfolger Karls V. in der Kaiserwürde war sein Bruder
Ferdinand I., während ihm in Spanien und den Niederlanden sein Sohn
Philipp II. folgte. Gegen den letztern machten die der Reformation an-