Full text: Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen

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pflichtschuldig immerfort präsentieren. Dies bemerkte verwundert Prinz 
Wilhelm. Sofort ließ er die Söhne zu sich kommen und bestrafte sie selbst 
nach einer eindringlichen Belehrung. 
6. Mit 29 Jahren wurde Prinz Wilhelm der Nachfolger seines Vaters. 
Man hatte wohl gefürchtet, er werde bei seiner Vorliebe für das Heer eine 
kriegerische Regierung führen. Aber das war eine Täuschung. Gleich nach 
der Thronbesteigung erklärte der junge Kaiser, daß er im Vertrauen auf 
Gott und auf die Wehrhaftigkeit unseres Volkes die Zuversicht hege, das, 
was unter der Leitung seiner beiden Vorgänger durch Kampf gewonnen 
worden sei, in friedlicher Arbeit zu behaupten und zu befestigen. So ließ 
er sich angelegen sein, durch persönliche Besuche freundliche Beziehungen 
zu allen Herrschern Europas zu gewinnen. 
Ganz besonders ist es aber sein Bestreben, der Not der arbeitenden 
Klassen zu steuern, wie es sein Großvater schon angefangen hatte. 
7. Großen Wert legt Kaiser Wilhelm II. auf die Verstärkung der 
Seemacht, nicht nur um die Küsten des Vaterlandes zu schützen, sondern 
auch um für Deutschland in fremden Erdteilen Besitzungen zu gewinnen 
und damit nachzuholen, was lange versäumt worden war. Eine Herzens- 
frende war es ihm, daß er die alte deutsche Insel Helgoland von England, 
das diesen wichtigen Stützpunkt in der Zeit Napoleons I. sich angeeignet 
hatte, durch Vertrag zurückgewann. Ebenso wichtig war es, daß durch einen 
großartigen Kanal eine sichere und ungestörte Verbindung zwischen der Ost- 
und Nordsee hergestellt wurde. Er erhielt den bedeutungsvollen Namen 
„ Kais er-Wilh elm-Kanal." 
Mit seiner frommen Gemahlin vereint sorgt er dafür, daß dem deutschen 
Volke die Religion erhalten bleibe; mit starker Hand hält er die Ordnung 
aufrecht und giebt das Beispiel unerschütterlicher Pflichttreue. 
Gott erhalte und schütze den Kaiser und König Wilhelm II.
	        
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