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roß in die Fluten, um die Seinen durch Vorbild und Beispiel anzufeuern.
Die Strudel wirbelten das Pferd herum: der Kaiser ertrank angesichts
seines Heeres (1190) fern von der Heimat, die ihn nicht vergessen hat und
nicht vergessen konnte.
12. Bald erzählte man sich, der Kaiser sei nicht gestorben, sondern sitze im
Kyffhäuser, einem Berge in der goldnen Au; er habe die Herrlichkeit des
deutschen Reiches in das verzauberte Schloß mit sich hinabgenommen.
Dort müsse er schlafen und träumen, so lange die Raben um den Berg
herumflögen. Sein Haupt stütze er auf einen runden, steinernen Tisch, und sein
Bart sei durch die Tischplatte hindurchgewachsen. Aber es werde eine
Zeit kommen, wo er mit all' seiner Herrlichkeit wieder hervortreten und
Deutschland mächtig und angesehen machen werde.
10. Konredin (1268).
Die Familie der Staufer erlitt die schwersten Schicksalsschläge. Nach dem
traurigen Tode Friedrich Rotbarts regierte sein Sohn Heinrich VI. sieben
Jahre kraftvoll, aber gewalttätig. Nur mit Mühe waren blutige Fehden mit
den Welsen vermieden worden. Heinrich der Löwe hatte doch noch ein fried-
liches Lebensende gefunden, zuletzt nur damit beschäftigt, sich, da er eigene
Thaten nicht mehr verrichten konnte, die Thaten seiner Vorfahren aus Chroniken
vorlesen zu lassen.
Seine Söhne glichen dem Vater nicht. Doch schien ihnen das Glück die
verlorene Macht wieder in den Schoß werfen zu wollen, als Heinrich VI. in
jungen Jahren (1197) starb, und einen erst dreijährigen Sohn Friedrich hinter-
ließ. Zwar hatte der Knabe einen treuen Oheim Philipp von Schwaben, der
ihm die Krone bewahren wollte. Aber da die welfische Partei den Sohn
Heinrichs des Löwen Otto IV. (von Braunschweig) auf den Thron erhob, so
mußte sich Philipp dem Verlangen seiner Anhänger, nicht als Vormund seines
Neffen, sondern selbst als König die Regierung zu übernehmen, notgedrungen
fügen. Ehe es ihm jedoch gelang, den Gegenkönig Otto ganz zu verdrängen,
wurde er schon nach 10 Jahren (1208) ermordet.
Otto IV. war nicht tüchtig genug sich jetzt Ansehen zu erwerben. Bald
erlag er dem jungen Staufer Friedrich IL, als dieser die väterliche Erbschaft
(1212) antrat. Es war ein geistig hervorragender Mann, dieser Friedrich II,
aber infolge feiner Erziehung mehr Italiener als Deutscher. Und bald zeigte
sich, daß ihn das Unglück förmlich verfolgte. Sein ältester Sohn fiel von ihm
ab; fein Lieblingssohn Enzio geriet in lebenslängliche Gefangenschaft; sein
jüngerer Sohn Konrad IV. folgte ihm zwar (1250) in der Regierung, über-
lebte ihn aber nur um vier Jahre. So war von dem ganzen Hause der Staufer
nur noch ein kleiner Knabe übrig.
1. Konrad (italienisch: Conradino= der kleine Konrad) wuchs unter
der zarten Fürsorge der Mutter in der Heimat auf der Burg Hohenstaufen