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Großen gesträubt haben zuzustimmen, aus Furcht, daß der neue König mit
starker Hand ihnen die Vorrechte bestreiten würde, die sie sich allgemach
angeeignet hatten. Das schien bei dem schlichten Grafen von Habsburg,
der nur kleine Besitzungen um seine Stammburg in der Schweiz hatte,
ausgeschlossen.
Aber wenn er auch durch seine Hausmacht nicht einflußreich werden
konnte, so bürgte doch seine Tapferkeit und Gottesfurcht dafür, daß er dem
Unrecht und den Gewaltthaten steuern und der Gerechtigkeit wieder zu An-
sehen verhelfen werde. Diese Eigenschaften kannte der Erzbifchof aus eigener
Erfahrung.
Er hatte einst nach Rom zum Papste ziehen müssen und gefürchtet,
er werde auf dem Wege über die Alpen ausgeplündert werden. Da hatte
ihn Graf Rudolf, der am Fuße des Gebirges (bei Zürich) die Habsburg
besaß, mit großer Umsicht ungefährdet hinüber geleitet und ebenso tapfer
auf dem Rückwege geschirmt.
In der Umgebung des Erzbischoss war ein Priester, der einen schönen
Zug von der Gottesfurcht Rudolfs zu erzählen wußte. Er war einmal in
früheren Jahren, als er in der Schweiz Seelsorger war, zu einem Sterben-
den gerufen worden, um ihm das heilige Abendmahl zu reichen; da war er
an einen reißenden Wildbach gekommen, der alle Brücken und Stege weg-
gerissen hatte; eben hatte er sich angeschickt, die Schuhe abzulegen, um das
Wasser zu durchwaten, als der Graf Rudolf herangesprengt kam, der mit
seinem Knappen auf die Jagd geritten war. Als er die Absicht des Priesters
erfuhr, setzte er ihn sogleich auf sein eigenes Roß, damit jener gewissenhaft
seine Pflicht erfüllen könnte. Das Pferd aber, das die geweihte Hostie,
den Leib des Herrn, getragen habe, nahm er, als der Priester es am folgen-
den Morgen zurückbrachte, nicht wieder an, sondern bestimmte, daß es fortan
der Kirche gehören solle.
Freilich scheute Rudolf, wenn es die Verteidigung seiner Rechte galt,
auch den Kampf mit der Geistlichkeit nicht; er lag eben gegen den Bischof
von Basel zu Felde, als sein Schwager, der Burggraf von Nürnberg
Friedrich III. (aus dem Hause Hohenzollern) ihm die Kunde brachte, daß
er zum deutschen Könige gewählt sei. Dazu hatte außer dem Erzbischof
wesentlich der Burggraf beigetragen; er hatte die weltlichen Wahlfürsten,
deren mehrere noch unvermählt waren, auf die Möglichkeit hingewiesen,
eine der sechs Töchter Rudolfs heimzuführen und dadurch in enge ver-
wandtfchaftliche Verbindung mit dem neuen Könige zu treten.
3. Rudolf nahm die auf ihn gefallene Wahl an und zeigte seine