16. Maximilian 1
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ihnen den Zutritt. Kaum waren sie durch das Tor eingelassen, so zogen
sie versteckt gehaltene Waffen hervor und bemächtigten sich der Burg.
Von Berg zu Berg tönten die verabredeten Zeichen. Und wohin der
Schall der Glocken nicht reichte, da mahnten die auf den Berghöhen
entflammten Feuer das Volk zum Kampfe. Landenberg floh, als er
alles verloren sah; er wurde eingeholt, doch tat man ihm nichts zuleide.
Nun begab er sich zu König Albrecht. Dieser zog mit einem Heere heran,
um seine Vögte zu rächen. Da traf ihn in der Schweiz der Tod. Er
hatte seinem Neffen Johann von Schwaben dessen Erbländer vorent-
halten; dafür erschlug ihn dieser angesichts der Habsburg. Die Wald-
statte blieben frei.
16. Maximilian I. (1493—1519).
^Zn den Grenzlanden zwischen Deutschland und Frankreich regierte
einst Herzog Karl von Burgund, der reichste Fürst seiner Zeit, wegen |r£ju*°bn
semer ungestümen Tapferkeit „der Kühne" genannt. Zu seinem Glücke
fehlte ihm nur zweierlei: er wäre gern König geworden, und er hätte
gern einen Sohn als Thronerben gehabt. Da er aber nur eine Tochter
Maria hatte, so sollte deren Hand der Kaufpreis für die Königskrone
des Vaters sein. Die Königswürde konnte aber nur einer verleihen, das
war der Deutsche Kaiser, damals Friedrich III. Und dem dünkte der
Handel recht. Durch diese Heirat wuchs der Glanz und die Macht des
Hauses Habsburg, und sein Sohn Maximilian konnte wohl als würdiger
Gemahl auch der schönsten und reichsten Prinzessin erscheinen. Der Erz-
herzog war damals neunzehn Jahre alt, ein schöner Jüngling, hoch-
gewachsen, von königlichem Anstände, mit lebhaften blauen Augen, großer,
stark gebogener Nase, hoher, mächtig gewölbter Stirn und blonden
Locken. Er dürstete nach kühnen Abenteuern, war treuherzig im Verkehr,
ein Freund der Künstler und Gelehrten. Leidenschaftlich liebte er die
Jagd. Einst geriet er auf ber Gemsenjagd an eine Stelle, wo er weder ^n|™"icmS
vorwärts noch rückwärts konnte. Der steile Bergrücken, bie Martinswanb, "Steuer,
liegt bei Innsbruck. Von unten sah man den verwegenen Jäger wie in
der Lust schweben, und man hielt ihn für rettungslos verloren. Man
glaubte nicht, daß jemand in seine Nähe gelangen könne. Erst am
dritten Tage wurde Maximilian durch die todesverachtende Treue eines
Tirolers befreit. Er hatte auf keine Hilfe mehr gehofft und dem tief
untenstehenden Volke durch Zeichen kundgegeben, daß er sich auf das
Sterben vorbereite. Während er noch betete, hörte er Schritte; wie ein