2 I. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums.
Enkel bei sich. Auch dem Harpagos bezeigte er seine Zufriedenheit, in
Wahrheit zürnte er ihm aber, daß er ihm damals nicht pünktlich gehorsam
gewesen war. Er rächte sich fürchterlich dafür, indem er den jungen Sohn
des Harpagos töten ließ. Seitdem sann Harpagos auf Rache.
Statthalter Den Cyrus schickte Astyages später als seinen Statthalter zu den
in Persten. Persern. Hier bekam er einmal von Harpagos einen Hasen zugeschickt, den
er ohne Zeugen selbst aufschneiden sollte. In den Hasen hatte Harpagos
einen Brief eingenäht, durch den er Cyrus aufforderte, sich gegen Astyages,
mit beffeit Herrschaft viele Med er unzufrieden seien, zu empören.
Cyrus gewann die Perser auf folgende Weise für den Kampf gegen
die mächtigen Meder.
Er ließ sie zusammenkommen und befahl ihnen, ein mit Dornen nnd
Disteln bewachsenes Feld zu reinigen. Nachdem sie die mühselige Arbeit
vollbracht, bestellte er sie auf den nächsten Tag wieder. Da fanden sie
aber ein festliches Mahl zubereitet, zu dem sie Cyrus einlud. Zum Schluß
fragte er sie, welcher Tag ihnen besser gefallen habe. Die Antwort konnte
nicht zweifelhaft sein. „So gut wie am zweiten Tage", sagte Cyrus,
„könnt ihr es immer haben, wenn ihr euch von der Herrschaft der Meder
befreit." Die Perser sielen darauf von den Medern ab. Der Aufstand
glückte, denn Harpagos, dem Astyages die Führung des Heeres anvertraut
hatte, ging mit dem größten Teile der Soldaten zu den Persern über.
Die Macht der Perser machte den König der Lyder, den reichen
Krösus, für die Sicherheit seines Reiches besorgt.
Krösus und Die Hauptstadt von Lydien hieß Sardes; hier in seiner Königsburg
e°l01t hatte Krösus viele Schätze aufgehäuft, und da er der reichste aller Menschen
war, wurde er von vielen auch für den glücklichsten gehalten.
Zu ihm kam einst der weise Athener Solon. Krösus zeigte ihm
seine gefüllte Schatzkammer und fragte ihn, wen von allen Menschen, die
er auf seinen Reisen gesehen hätte, er wohl für den glücklichsten hielte.
Solon antwortete: „Meinen Mitbürger Tellns." Krösus hatte den
Namen noch nie gehört. Solon erzählte ihm, Tellns sei bei seinen Mit-
bürgern wegen seiner Redlichkeit in hohem Ansehen gewesen, habe tüchtige
Söhne erzogen und sei schließlich in ehrenvollem Kampfe für fem Vater-
land gefallen. Aber die zweite Stelle erwartete wenigstens der Komg
für sich. Jedoch Solon nannte zwei Jünglinge aus Argos, Kleolns und
Biton, die. als die Rinder, die den Wagen ihrer Mutter ziehen sollten,
nicht da waren, selbst diese, eine Priesterin, zum Tempel gezogen hatten.
Als die Mutter ihnen den herrlichsten Lohn von den Göttern erflehte,
schickten diese ihnen einen schnellen, sanften Tod, ehe sie die Not es
Lebens und die Mühseligkeit des Alters kennen gelernt hatten. Krösus