19. Bismarck.
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da entschloß man sich, ihn zum zweitenmal abzusetzen. Aber wird er
sich diesmal wieder fügen? Da man fürchtete, daß das Heer vielleicht
mehr seinem Feldherrn als seinem Kaiser anhangen werde, so ging man
heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunächst das Vertrauen der
Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als Verräter dar-
stellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm ab-
wendig zu machen. Mit den übrigen zog er nach Eger, als wenn er
sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem
Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und
ließ zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhänger Wallensteins
töten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst
zu ermorden. Der hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff,
schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den
Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstürmenden und warnte
sie, die Ruhe seines Herrn zu stören. Aber sie stießen ihn nieder und
erhoben das Geschrei: „Rebellen!" Indem Wallenstein bei diesem Lärm
im Rachtgewande nach dem Fenster ging, stießen die Dragoner Butlers
die Tür aus und schrien ihm die Worte zu: „Schelm und Verräter!"
Jetzt erkannte Wallenstein, daß er verloren sei. An einen Tisch gelehnt,
die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte
er die Arme weit aus und empfing den Todesstoß.
Das Ende dieses bedeutenden Mannes war um so bedauerlicher, als
dadurch der Abschluß des Krieges weit hinausgerückt wurde. Denn nun
mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648
kam der für Deutschland überaus unheilvolle und doch so notwendige
„Westfälische Friede" zustande. Aber daß überhaupt Friede wurde, war
ein Glück, und dankbar sang man: „Nun danket alle Gott!"
War auch das Land wüst, viele Dörfer verschwunden, die Städte
Trümmerhaufen, beide Konfessionen dursten von nun an ruhig ihres
Glaubens leben, und das Land erholte sich, wenn auch sehr langsam,
von jenem furchtbarsten aller Kriege.
19. Bismarck.
„Es ftetjet in Gottes Händen, daß es
einem Regenten gerate; derselbe gibt
ihm einen löblichen Kanzler."
Otto von Bismarck stammte aus altem märkischen Adelsgeschlechte,
aus dem schon viele den Hohenzollern in Treue gedient hatten. Er
wurde geboren zu Schönhausen in der Altmark am 1. April 1815. Die
ersten Jahre verlebte er auf dem Gute seiner Eltern, später kam er in