Full text: Griechische und römische Sagen und Erzählungen, Deutsche Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Teil 1)

4. Odysseus. 
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drangen die Feinde ein, und nun begann ein entsetzliches Morden. Auch 
der greise König Priamns wurde erschlagen, ebensowenig schonte man 
Hektors kleinen Sohn. Die Königin Hekuba und viele Trojanerinnen 
wurden in Gefangenschaft geschleppt. Unter den Gefangenen war auch 
die Königstochter Kassandra, die schon immer dieses Unglück vorausgesagt 
hatte, der aber niemand hatte glauben wollen. 
Von den Helden Trojas entkam nur Äneas mit seinem Sohne 
Julus und einer Anzahl Gefährten. Trotz aller Gefahr rettete er noch 
seinen alten Vater Anchises, indem er ihn durch das Getümmel trug. 
Sie suchten sich eine neue Heimat. Auf ihren Irrfahrten kamen sie auch 
nach Karthago, das damals gerade gebaut wurde; von da nach Italien, 
wo sie am Tiberstrom eine neue Heimat fanden. Nachkommen des Äneas 
waren Romulus und Remus, die nachher die Stadt Rom gegründet haben. 
4. Odysseus. 
Viele von den Helden, die vor Troja gekämpft hatten, waren dort 
gefallen. Und nicht alle, die den Gefahren des Kampfes glücklich ent- 
gangen waren, hatten dann auch eine glückliche Heimkehr. Zwar Menelaus 
lebte noch lange Jahre mit seiner wiedergewonnenen Gattin Helena zu- 
sammen. Sein Bruder Agamemnon aber wurde bald nach der Heim- 
kehr von seiner ungetreuen Frau erschlagen, mit ihm zugleich die Seherin 
Kassandra, die er als Gefangene mitgeführt hatte. Zehn lange Jahre 
mußte Odysseus herumirren, bevor er zu seiner treuen Gattin Penelope 
nach Jthaka zurückkehren konnte. Viele gefährliche Abenteuer erlebte er in 
den zehn Jahren seiner Irrfahrt, alle seine Gefährten verlor er und kehrte 
allein in die Heimat zurück, die er vor zwanzig Jahren verlassen hatte. 
Auf seiner Fahrt von Troja nach Jthaka kam er auch in das Land 
der Zyklopen. Diese waren gewaltige Riesen, die dadurch noch fürchter- 
Itcher aussahen, daß sie nur ein Auge mitten auf der Stirn hatten. 
Odysseus ging mit einer Anzahl Gefährten ans Land, die übrigen blieben 
auf dem Schiffe zurück. Mit sich nahm er außer Mundvorrat einen 
Schlauch voll köstlichen Weines. Bald gelangten sie an eine Höhle, die 
einem der Zyklopen gehörte. Der Zyklop war nicht zu Hause, mit Ver- 
wunderung sahen die Griechen die Unmenge von Käsen, gewaltige Kübel 
voll Milch und eine große Anzahl von Lämmern und Schafen. 
Bald kam der Zyklop mit feiner übrigen Herde; vor den Eingang 
der Höhle wälzte er einen großen Stein, melkte seine Tiere und machte 
ein Feuer an.
	        
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