66 HI. Lebensbilder aus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.
meinte: „Mit solchen Truppen werde ich siegen." „Heute ist wieder der
fünfte", tönte es ihm aus den Reihen entgegen, da sich die Leute an den
Tag von Roßbach erinnerten. Und Friedrichs Kriegskunst, der Preußen
Tapferkeit gewannen den Sieg über das dreimal stärkere Heer der Öfter-
reicher. Als nun die Sterne auf das leichenbedeckte Schlachtfeld herunter-
leuchteten, da ertönte der Gesang: „Nun danket alle Gott." Ein alter
Krieger hatte so feinem vollen Herzen Lust gemacht, es war aber die
Empfindung aller. Bald sangen die übrigen mit, die Musik fiel ein,
es war die erhebende Siegesfeier eines frommen, tapferen Heeres.
Beinahe wäre am Abend der Schlacht noch der König dem Feinde
in die Hände gefallen. In dem Schlosse, in welchem er zur Nacht
Quartier nehmen wollte, waren österreichische Offiziere. Als ob er nichts
anderes erwartet hätte, als das Schloß voller Feinde zu finden, fragte
Friedrich: „Bon soir, Messieurs, kann man hier unterkommen?" Die
Offiziere leuchteten ihm höflich hinauf, und bald kamen auch preußische
Truppen, die ihren König aus der üblen Lage befreiten und die Öfter-
reicher gefangen nahmen. Während der König so einen Feind schlug,
fand der andere Zeit, in die preußischen Provinzen einzudringen.
Furchtbar häuften die Russen in Pommern und in der Mark. Da
kam im August 1758 wie der Blitz der König mit seinen schlachtenerprobten
Truppen über sie, „bei Zorndorf galt es Zorn".
Aber nicht lange durften sich die Preußen des Sieges freuen, bei
Hochkirch erlitt der König durch einen nächtlichen Überfall der Österreicher
große Verluste, wobei ihm besonders schmerzlich der Gedanke sein mußte,
daß er selbst an dieser Niederlage mit schuld war, weil er seinem Gegner
eine solche Kühnheit nicht zugetraut hatte und daher nicht vorsichtig genug
gewesen war.
Als nämlich sein General Zieten gemeint hatte, die Österreicher ver¬
dienen gehängt zu werden, wenn sie uns hier nicht angreifen, erwiderte
Friedrich: „Ich hoffe, sie fürchten uns mehr als den Galgen."
Das nächste Jahr sollte noch Schwereres bringen. Die vereinigten
Russen und Österreicher schlugen ihn bis zur Vernichtung bei Kuners-
dors. Da schien Preußen verloren. Hatte doch der König, den vor der
Gefangennahme die Tapferkeit und Geistesgegenwart eines Rittmeisters
Prittwitz gerettet, am Abend des Schlachttages von seinem ganzen Heere
nur noch 5000 Mann zusammen.
Manchmal wollte selbst der König verzweifeln; aber dann tröstete ihn
der alte Zieten. Der gottesfürchtige Held vertraute darauf, daß der
alte Alliierte von Leuthen den König nicht verlassen werde. Wie Zieten