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Lebensbilder aus der vaterländischen Geschichte
und jeder dieser Gaue unterstand einem Saugrafen. Da bei der weiten
Ausdehnung des Reiches Karl nicht überall selbst wachen konnte, daß
immer nach Recht und Billigkeit gerichtet wurde, ernannte er dafür
besondere Beamte, die Königsboten. von ihnen sollte je einer über ver¬
schiedene Grafschaften die Kufsicht führen, fln sie konnte sich der Se-
drückte mit seiner Beschwerde wenden. Sie hatten auch selbst (Bericht ab¬
zuhalten und mußten ungetreue Grafen dem König anzeigen.
Um den Ackerbau zu fördern, legte Karl auf seinen Gütern Muster-
wirtschaften an, und der große Kaiser, der mit der Ordnung und Re-
gierung eines Weltreiches beschäftigt war, kümmerte sich um die Land¬
wirtschaft bis ins einzelne. So erließ er ganz genaue Verordnungen über
die Art und Anzahl der Giere, die auf jedem Gut zu halten waren, über
die pflanzen, die in den Gärten gezogen werden sollten, selbst über die
Zahl der Gier, die an den Hof zu liefern waren, mit peinlicher Genauigkeit
sah er die Rechnungen seiner Verwalter über Ausgaben und (Einnahmen
durch. Die Erträge aus diesen Gütern bildeten die haupteinnahmen
des Hofes.
bkVoiHl Eifrig war der Kaiser auch darum bemüht, geistige Bildung unter
bUdung seinem Volke zu verbreiten. Er hatte schon den großen Gedanken, an
jeder Pfarre des Landes eine Schule zu errichten, in die ein jeder seine
Kinder schicken sollte, und damit die allgemeine Schulpflicht einzuführen,
lvenn ihm auch so Großes nicht gelang, so hat Karl doch an feinem Hofe
und in den Klöstern mustergültige Schulen einrichten lassen, die er, so
oft er nur konnte, besuchte, um mit eigenen Augen zu sehen, ob seinen
Vorschriften auch entsprochen würde. Einst fand er bei einem solchen
Schulbesuche, daß die Kinder vornehmer den Söhnen ärmerer Leute an
Fleiß und Leistungen bedeutend nachstanden. Da ließ er diese sich zu seiner
Rechten, jene zu seiner Linken sammeln. Dann sprach er zu den armen,
aber fleißigen Kindern in freundlichster Weise: „habt vielen Dank, liebe
Kinder, daß ihr darauf bedacht wart, meinen Befehl zu eurem Nutz und
Frommen zu befolgen." Zürnend wandte er sich darauf an die vornehmen,
aber trägen Kinder und schleuderte ihnen mehr donnernd als redend
die Worte zu: „Ihr vornehmen Bürschchen, ihr Fürstenkinder, ihr zarten,
hübschen Kerlchen, die ihr auf eure hohe Geburt und euren Besitz pocht:
mein Gebot und euren Ruhm habt ihr für nichts geachtet; bei Büchern
und im Studium wart ihr faul; Wohlleben, Spiel, Trägheit und eitler
Zeitvertreib waren euch lieber." Das war nur der Anfang, dann hob
der Kaiser sein Haupt und seine Rechte zum Himmel wie zum Schwur
und blitzte sie an: „Beim König der Himmel! Nein, ich will eure adlige
Geburt und euer hübsches Gesicht nicht hochachten, mögen auch andere
euch drum bewundern. Und des sollt ihr sicher sein: wenn ihr nicht bald
eure alte Faulheit durch wachen Fleiß wieder gut macht, so wird euch
von mir nimmermehr Gutes zuteil!" Und wahrlich, der Kaiser konnte