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Auf halbem Wege, als wir eben das Dörfchen
Daigny passiert hatten, begegnete uns ein Johanniter¬
ritter, Baron Sch. v. Sch., der uns einlud, die Nacht
bei ihm zu kampieren, zumal das Dörfchen noch weit
und die Bewohner den Deutschen so feindlich gesinnt
seien, daß sie sogar einige Tage vorher auf Ambulanzen
geschossen hätten. Wir nahmen natürlich gern die freund¬
liche Einladung an und genossen am freiherrlichen Thee¬
tisch einen höchst gemütlichen Abend. Am anderen
Morgen besahen wir das Dorf, in dem der Kampf
arg gewütet hatte, den Park des Schloffes, das erst als
Kampfplatz, dann als Lazarett gedient hat, und die
Mühle, unser Wohnhaus, in dem große Löcher in der
Wand und zerschossene Fenster noch viel vom 1. Sep¬
tember erzählen konnten. Mittags fuhren wir dann in
unserm Schimmelwagen weiter am Schlachtfeld vorbei
nach Bazeilles hin. Die Bewohner von Daigny und
der Baron hatten uns schon auf den traurigen Anblick,
der unser harrte, vorbereitet; aber dennoch übertraf die
schauderhafte Wirklichkeit alle unsre Erwartungen. Je
näher wir dem Dorfe kamen, um so wüster sah's um
uns aus: zertretene Felder, eingerissene Gartenzäune,
dazwischen Tornister, Tschakos, Flaschen, auch einige
Gerippe noch — das war das Entree in das unglück¬
liche Dorf. Von diesem selbst, das früher eine Ein¬
wohnerzahl von 2000 Menschen hatte, war nichts mehr