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Herzog Louis Philipp von Orleans, den Sohn des Herzogs
von Orleans, der in der Revolution eine schmachvolle Rolle gespielt,
für den Tod Ludwigs XVI. gestimmt und sich Philipp Egalits
genannt hatte, trotzdem aber während der Schreckenszeit guillotiniert
worden war. Louis Philipp ließ sich zum König der Franzosen
wählen, während Karl X. das Land verließ. (Die Bourbonen, die
seit 1589 in Frankreich regierten, sind nicht mehr auf den Thron
zurückgekehrt. Mit Karls Enkel Heinrich, der sich Gras von Cham-
bord nannte, ist ihr Haus 1883 ausgestorben.) 18 Jahre behaup¬
tete sich der kluge Bürgerkönig aus dem unfichern Thron.
d. Folgen der Juli-Revolution. Die Julirevolution er-
schüttelte auch andere Staaten. Belgien riß sich von dem König-
reich der Niederlande los. So entstand aus dem südlichen Teil der
Niederlande, der bis 17U0 zu Spanien, bis zur Revolution zu Öfter-
reich, von 1794 an zu Frankreich, 1815 bis 1830 zu den Nieder¬
landen gehört hatte, ein Königreich Belgien. Prinz Leopold von
Sachsen-Koburg wurde zum König gewählt. Auf diesen Leopold I.
folgte (1865—1909) Leopold II., unter dem der Kongostaat erworben
wurde, dann König Albert. — Im gleichen Jahr brach in War-
schau ein polnischer Aufstand aus, der von den Russen nach
blutigen Kämpfen unterdrückt wurde. Das unterworfene Land verlor
seine Verfassung und wurde als russische Provinz regiert.
II. Die Devoiuüonsjahre 1848—1851,
Im Jahr 1848 brauste ein Revolutionssturm durch die Welt.
1. Die Februarrevolution in Frankreich. Von Frankreich 1848.
ging wieder die Bewegung aus. Dort hatte der Bürgerkönig Louis
Philipp seit 1830 klug und vielfach erfolgreich regiert^ abertrotz
allen Bemühens die Zuneigung des wandelbaren Volkes nicht ge-
Wonnen. Ende Februar 1848 brachen in Paris Unruhen aus. Die
Regierung zeigte demgegenüber keine Entschlossenheit. Als die repub-
likanifchen Führer dann einen wirklichen Aufstand erregten, ließ sich
Louis Philipp zur Abdankung und Flucht bewegen (24. Februar
1848). Eine Republik wurde eingeführt, freilich nicht für lange
Dauer. Louis Napoleon, der Sohn jenes Ludwig Bonaparte, den
sein Bruder zum König von Holland gemacht hatte (S. 244), hatte
schon unter Louis Philipps Regierung zweimal vergeblich versucht,
die Erbschaft seines großen Oheims anzutreten. Sechs Jahre hatte
er in Festungshaft zugebracht und war dann nach England geflohen.
Jetzt kehrte er zurück und wurde bald von dem Volk, das der Re-
publik schon überdrüssig war, zum Präsidenten der Republik gewählt.
Die Nationalversammlung behandelte ihn mit Geringschätzung und
feindseligem Mißtrauen. Da machte er sich durch den Staatsstreich
vom 2. Dezember 1851 zum Herrn Frankreichs, indem er seine
Gegner verhaften ließ und die Nationalversammlung auflöste. Das
Volk aber wählte ihn mit gewaltiger Mehrheit zum Präsidenten