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Für das Verkehrswesen geschah durch Ausbau des Eisenbahn-
netzes ungemein viel. Ein besonderer Fortschritt wurde auf diesem
Gebiet dadurch erreicht, daß es dem Grafen vonZeppelin ge-
lang, in Friedrichshofen ein lenkbares Luftschiff zu konstruieren.
König Wilhelm und Königin Charlotte haben als die ersten Fürsten
diesem Luftschiff sich anvertraut. — Auch für die geistigen Inter-
essen des Volkes ist König Wilhelm emsig bemüht. Das Schul-
weseu fand reiche Förderung. Durch ein Volksschulgesetz von 1909
wurden an die Spitze des Volksschulwesens statt der Oberkircheu-
behördeu der evangelische und katholische Oberschulrat gestellt und
die Aufsicht in den einzelnen Bezirken besonderen Bezirksschulauf-
seheru übertragen. Ein treuer Freund der evangelischen Kirche
ist König Wilhelm eifrig darauf bedacht, daß durch das fried-
liche Wirken der beiden Kirchen das religiöse Leben gefördert
werde, auf dem die dauernde Kraft eines Volkes beruht. Alle
Werke helfender christlicher Nächstenliebe, der in Württemberg
so viele Vereine und Anstalten dienen, haben sich jeder Zeit der
warmen Anteilnahme des Königspaares zu erfreuen gehabt.
Der Krieg, der im Jahr 1914 einer segensreichen Friedens¬
zeit ein Ende machte, führte auch die württembergischen Truppen,
Schulter an Schulter mit den andern deutschen Stämmen, in das
blutige Ringen mit einer Welt von Feinden. Herzog Albrecht von
Württemberg ward einer der Heerführer im Westen Die württem-
bergischen Krieger fanden auf vielen Kampffeldern reiche Gelegenheit
zu ruhmvollen Kriegstaten, im Elsaß, in Lothringen, im Priester-
wald und vor Verditn, in den Argonnm, in der Gegend von Apern
und vor allem an der Somme kämpften sie mit, wie der Kaiser
bezeugte, „mit unvergleichlicher Tapferkeit und vollster Hingabe für
ihren König rntd ihr schönes Schwabenland". In dankbarer An-
erkemmng dafür bot ber Kaiser (Juli 1916) dem König bie Würbe
eines preußischen Generalfeldmarschalls an. Mitten im Krieg feierte
der König fein 25 jähriges Regierungsjubiläum (6. Oktober 1916)
in bem Ernst, ber ber Zeit entsprach, aber unter ber herzlichen Teil-
nähme seines dankbaren Volkes. Gebe Gott, daß in nicht zu ferner
Zeit ein ehrenvoller Friede dem König und Volk es möglich macht,
die Friedensarbeit wieder aufzunehmen!