fullscreen: Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet (Kursus 3)

Preußen während des 17. und 18. Jahrhunderts. 201 
ftimmung des Kaisers. doch Leopold I. (1658—1705) war anfangs der 
Sache gar nicht geneigt. Nichts desto weniger wußte Friedrich seinen 
Zweck zu erreichen, indem er dem Kaiser Beistand in allen Kriegen1 und 
dem österreichischen Hause für immer seine Stimme bei der Kaiserwahl ver- 
sprach. Nun erhielt er die kaiserliche Genehmigung, sich als König von 
Preußen krönen lassen zu dürfen. 
Die Krönung fand am 18. Januar 1701 zu Königsberg statt. In Preußen 
königlichem Schmucke begab sich Friedrich nach dem Audienzsaal des dortigen Königreich. 
Schlosses und setzte vor allen Großen des Reichs und den zahlreichen 1701* 
fremden Gesandten sich und seiner Gemahlin (Charlotte) die Krone auf. 
Er saß auf einem prächtigen Thron und hielt Zepter und Reichsapfel in 
den Händen. Darauf, zog man in feierlichem Zuge unter dem Geläute 
der Glocken und dem Donner der Kanonen in die Schloßkirche, wo nach 
Gesang und Predigt die Salbung durch den Oferhofprediger Ursinus voll- 
zogen wurde. Darnach wiederholte der König vor versammeltem Volk das 
Aufsetzen der Krone. Eine allgemeine Amnestie und eine reiche Armen¬ 
spende beschlossen das Fest. Am 6. Mai hielt der neue König seinen 
feierlichen Einzug in Berlin. 
Viele Anhänger des Kaisers tadelten es, daß er das kurfürstliche 
Gesuch gewährt hatte. Der Titel gab Ansprüche und sie sahen deshalb 
Gefahren für das Reich und für Österreich voraus. Prinz Eugen foll gesagt 
haben: „die Minister, welche dem Kaiser zur Anerkennung der preußischen 
Krone geraten, seien des Henkens wert." Falls er diese Äußerung wirk- 
lich gethan, so hat er damit gezeigt, daß sein staatsmännischer Blick 
ebenso weit reichte, wie sein militärisches Genie. 
Friedrich I. war nicht der Mann, um die Grenzen seines Gebietes 
mit dem Schwert zu erweitern. Trotzdem hat unter seiner Regierung eine Länderge- 
Vergrößerun g des brandenbnrg-prenßischen Staates stattgefunden. Durch tomn" 
Erbschaft fielen ibm die Grafschaften gingen2 und Mörs2 zu; weiter er¬ 
kaufte er Tecklenburg2 und das Amt Petersberg bei Halle. Auf Grund 
alter Ansprüche nahm er Geldern2 in Besitz; auch wurde er zum Fürsten 
von Neuenbürg in der Schweiz erwählt. 
Die Hauptverdienste des Königs aber liegen auf einem anderen Ge- 
biet. Er befaß ein lebhaftes Interesse für Kunst und Wissenschaft^^!.", 
und wußte dasselbe auch zu betätigen. So gründete er die Universität schäft. 
zu Halle (1694) und die Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1700). 
Eine treffliche Reiterstatue seines Vaters ist auf seine Veranlassung gefertigt 
worden, und prächtige Bauwerke, wie das Schloß, das Zeughaus und 
mehrere Kirchen Berlins verdanken ihm ihre Entstehung. Sein Bau¬ 
meister unb Bildhauer war Andreas Schlüter (t 1714). 
Friedrich I. starb 1713 und hinterließ den Staat seinem 25jährigen Sohne. Kiedrich 
3. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) war ganz das Gegenteil Wilhelm I. 
seines Vaters. Wie dieser durch Pracht und Verschwendung, so zeichnete 1713—40. 
1 Preußen hat sein Versprechen redlich erfüllt. In dem Spanischen Erb- 
folgekriege (1701—1714) war daö neue Königreich dem österreichischen HauS 
ein treuer Bundesgenosse, und namentlich in der Schlacht bei Höchstädt (1704) und 
bei dem Entsatz von Turin (1706) ernteten die preußischen Truppen großen Ruhm. 
2 Singen, Mörs, Tecklenburg und Geldern, frühere souveräne Gebiete 
in den Provinzen Hannover und Westfalen.
	        
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