Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

— 17 — 
III. Sparta und Lykurg. 
Unter den dorischen Staaten mürbe der lacedämonische, 
obgleich das Ländchen nur etwa 90 Quadratmeilen groß war, 
der mächtigste und lange Zeit in Griechenland der angesehenste. 
Er verdankte dies der Gesetzgebung Lykurgs um 820. Der Staat 820. 
von Sparta war in völliger Verwirrung, als Lykurg als Gesetz¬ 
geber auftrat. Er war der jüngere Bruder eines spartanischen 
Königs und übernahm nach dessen frühem Tode die Regierung. 
Als seinem verstorbenen Bruder noch ein Sohn geboren wurde, 
erkannte er diesen sogleich als den rechtmäßigen König an und 
begnügte sich mit der Stellung des Vormundes. Um jedes Mi߬ 
trauen abzuschneiden, ging er auf Reisen; er lernte in Kreta die 
Gesetze des alten Königs Minos kennen, in Jonien die Werke 
Homers, die er nach Sparta sandte. Der Unordnung beschloß er 
durch eine neue Verfassung zu steuern. Das Orakel in Delphi, 
dessen Ansicht er zuerst befragte, erklärte ihn für einen „Liebling 
der Götter, mehr Gott als Mensch" und gab ihm auch im ein¬ 
zelnen guten Rat. So konnte er ans Werk gehen. Wir unter¬ 
scheiden : 
1. Tie Staatseinrichtung, a. Der spartanische Staat hatte 
eine dreifache Bevölkerung: die Spartiaten oder die dorischen 
Einwanderer waren die vollberechtigten Bürger, unter die der Kern 
des Landes zu gleichen Teilen ausgeteilt war; dieLacedämonier, 
friedlich unterworfene Achäer, waren persönlich frei und lebten auf 
ihren kleineren Gütlein von Ackerbau, Gewerbe und Handel, hatten 
aber keinen Teil an der Staatsregierung; die Heloten endlich, 
mit Gewalt geknechtete Achäer, waren Staatssklaven, die als leib¬ 
eigene Bauern unter die einzelnen Spartiatenfamilien verteilt waren 
und in hartem Druck gehalten wurden. Man scheute sich sogar ■ 
nicht, von Zeit zu Zeit spartanische Jünglinge herumzusenden, 
welche die gefährlichen Heloten ausfindig machen und insgeheim 
erdolchen sollten, b. Die Behörden: an der Spitze standen die 
zwei Könige als die Oberpriester, die obersten Heerführer, die 
Oberrichter, sie hatten aber im Grund mehr die Ehre als wirk¬ 
liche Macht im Staate; die Regierung besorgte der Rat der 
Alten, bestehend aus Männern von über 60 Jahre, die auf Lebens¬ 
zeit gewählt waren und unter dem Vorsitz der Könige sich ver¬ 
sammelten; in den Volksversammlungen wählten die Spar¬ 
taner die Beamten und entschieden über die wichtigsten Fragen. 
Später wurden die wichtigste Behörde die 5 Ephoren, die alle 
Beamten, selbst den Rat der Alten und die Könige überwachten, 
und sogar die Könige absetzen und vor Gericht ziehen konnten. 
2. Besonders merkwürdig war in Sparta die Lebensordnung, 
a. Die spartanische Erziehung war streng; Lykurg ging daraus 
Frohnmcyer, Leitfaden. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.