— 60 —
auf gewisse Provinzen sich beschränkten. Allgemeine Verfolgungen
waren die von Decius (250) und von Diocletian und seinen
Mitregenten (303—311). Auch diese waren vergebens. Galerius
nahm sterbend seine Strafedikte zurück, Konstantin gewährte nach
seinem Siege über Maxentius Duldung und verlieh den Christen
immer größere Vorrechte. Seitdem verschwand nach und nach das
Heidentum aus dem römischen Reich.
3. Innere Entwicklung, a. Nicht nur mit Juden und Heiden
hatten die Christen zu kämpfen, auch in ihrer Mitte gab es über
die Lehre Streitigkeiten. Unter den „Kirchenvätern", die in diesen
Kämpfen hervorragten, sind zu nennen Origenes in Alexandria,
Tertullian, Cyprian und vor allem Augustinus (354—430)
in Afrika, Hieronymus, der Übersetzer der Bibel (Vulgata),
Ambrosius, der Bischof von Mailand, vor dem sich auch Theo-
dosius beugte und manche andere. Der Streit um die Person
Christi zwischen Arius und Athanasius wurde auf dem Konzil
zu Nicäa (325) geschlichtet. Augustin kämpfte namentlich gegen
Pelagius, der die Erbsünde leugnete.
b. Während es im Anfang nur in jeder einzelnen Gemeinde
eine Anzahl Älteste (Presbyter) oder Bischöfe gab, bildete sich bald
die Verfaffnng mehr aus. Unter den Ältesten wurde einer zum
eigentlichen Priester, über die Priester hob sich der Bischof. Dann
begannen unter den Bischöfen einzelne, wie die von Rom, Alexan¬
dria, Antiochia u. s. w. höheres Ansehen zu genießen, bis endlich
der römische Bischof, lange noch mit dem von Konstantinopel wett¬
eifernd, die höchste Stufe erreichte. Nur die Bischöfe, als Nachfolger
der Apostel, galten für berechtigt, auf den Kirchenversammlungen
über die Lehre zu entscheiden.
c. Das christliche Leben verlor früh von dem Ernst und
der Wärme der ersten Zeit; vollends als das Christentum zur herr¬
schenden Religion geworden war, trat vielfach ein weltförmiges
Wesen ein. Dem suchten die Ernsteren oft durch ein Leben in Ein¬
samkeit, später in klösterlicher Abgeschiedenheit zu entgehen. „ Anto¬
nius (um 300) galt als der Vater des Mönchtums in Ägypten,
das sich von da bald über das Morgen- und Abendland ausbreitete.
Durch Benedikt von Nursia erhielt das Klosterleben im Abend¬
land seine feste Ordnung um 530.
II. Me affen Deutschen.
1. Abstammung und Namen. Unser Volk ist wie das grie¬
chische und römische ein Zweig der großen indogermanischen Völker¬
familie, zu der Inder unb Perser und die meisten Völker Europas
gehören. Wann es in seine jetzigen Sitze einrückte, läßt sich nicht
sagen. Als die Römer es kennen lernten, erschien ihnen das Land