§ 13. Rudolf von Habsburg. (1273 — 1291.)
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und seine eigene Macht zu vergrößern, um rechten Einfluß zu erlangen. Dies
gelang ihm; denn er gewann einige der angesehensten Reichsfürsten, welche
eine seiner sechs Töchter heirateten und so sich eng seiner Familie anschlössen,
für sich. Nur ein deutscher Fürst, Ottokar, König von Böhmen,
der selbst auf die deutsche Königskrone gerechnet hatte, widerstrebte ihm und
wollte die Belehnung mit den widerrechtlich angeeigneten Ländern Öfter -
reich, Steiermark, Kärnten und Krain nicht bei dem „armen
Grafen" nachsuchen. Doch schon im ersten Feldzug gelang es Rudolf, dem
einige Herzöge willig Beistand leisteten, Ottokar zu zwingen, jene Herzogtümer
herauszugeben und in Wien dem neuen deutschen Könige zu huldigen. In
glänzendem Aufzuge erschien der stolze Slavensürst vor Rudolf, der nach
seiner Gewohnheit ihn in seinem schlichten Soldatenrock empfing. Aber
seine hoheitsvolle Gestalt, sein stolzer Blick und sein würdevolles Austreten
demütigten den Gegner. Dieser konnte jedoch die Niederlage nicht über-
winden und, angestachelt durch die höhnischen Reden seiner Gemahlin
Kunigunde, wagte er bald darauf einen neuen Aufstand. Auf dem
Marchfelde, nördlich von Wien, kam es 1278 zur Entscheidungsschlacht.
Rudolf, selbst tapfer kämpfend, besiegte den Feind, Ottokar fiel. So waren
alle Länder des Feindes in Rudolfs Hand gegeben, aber er handelte mit
weiser Mäßigung und einem gewissen Edelmute. Böhmen und die übrigen
Erblande behielt Ottokars junger Sohn, dagegen Osterreich gab Rudolf
seinen beiden ältesten Söhnen Albrecht und Rudolf und begründete damit
die Hausmacht seiner Familie. Bis zum heutigen Tage bildet dieses Land
den Kern der Habsburgischen Monarchie.
Nach der Rückkehr von diesem erfolgreichen Feldzuge regierte er in
Frieden bis zu seinem Ende. Uberall suchte er Ordnung zu schassen und be-
sonders die Raubritter zu bekämpsen. Mehr als 60 Burgen zerstörte er in
Thüringen und ließ an einem einzigen Tage in Erfurt 29 Ritter hin¬
richten. So erfüllte er des deutschen Volkes Sehnen nach Frieden und Ruhe
im Reiche und war daher gerade bei den niederen Leuten allgemein beliebt.
Als er seinen Tod herannahen fühlte, begab er sich nach S p e i e r, um in
der Grabeskirche der alten Kaiser beigesetzt zu werden. Er starb 1291.
Rudolf war eine stattliche Erscheinung, die schon durch ihre Größe auf
alle Eindruck machte; sein kühnes Auge, seine Adlernase und stark hervor-
tretende Oberlippe, die Kennzeichen seines Geschlechts, zeigten den Herrscher.
So hatte er es nicht nötig, in äußerem Prunk zu erscheinen, ja er liebte es,
möglichst einfach einherzugehen und im Kriegslager sich sein Wams selbst zu
flicken. Als seine Krieger einst über ihre dürftige Speise murrten, zog er
eine Rübe aus dem Acker und aß sie roh. Leutselig verkehrte er mit dem