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I. Natur.
Z. Wohin ich gehe und schaue,
Ist Abendandacht. Im Strom
Spiegelt sich auch der blaue,
Prächtige Himmelsdom.
4. And alles betet lebendig
Am eine selige Ruh>,
And alles mahnt mich inständig:
O Menschenkind, bete auch du!
151. In der Nacht.
Julius Sturm. Lieder und Bilder. Leipzig.
1. Nun fängt es an zu dunkeln
Im Wald und auf dem Feld,
Doch tausend Sternlein funkeln
Am hohen Himmelszelt.
2. So blitzet kein Geschmeide,
So leuchtet kein Demant
Wie an des Schöpfers Kleide
Der sternbestickte Rand.
3. Wie sollte mir wohl grauen
In stiller, dunkler Nacht,
Da über allen Auen
Ein lieber Vater wacht!
152. Der Vöglein Dank.
Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, ges. von L. A. von Arnim und
CI. Brentano. Berlin.
1. O sagt, ihr lieben Vögelein,
Wer ist^s, der euch erhält?
Wo fliegt ihr hin, wo kehrt ihr ein,
Wenn Schnee im Winter fällt?
Wo nehmt ihr eure Nahrung her,
So viel, als ihr begehrt?
„Ans ist das Leben gar nicht
schwer,
Gott ist es, der uns nährt."
2. Ihr habt nicht Koch noch Keller,
Ihr seid so wohlgemut;
Ihr trinkt nicht Muskateller
And habt doch freudig Blut.
Ei, sagt mir, wem ihr dienet,
Wer alles schafft herbei!
„Wenrüs schneit und wenn es
grünet,
Hält Gott uns immer frei."
3. Ihr habt kein Feld, keinen Heller Geld,
Nichts, was die Tasche füllt;
Der Tannenbaum ist euer Zelt,
Warm seid ihr eingehüllt;
Stets könnt ihr sorglos singen;
Wie dankt ihr Gott dem Herrn?
„Die Töne tun wir schwingen
Bis zu dem Abendstern."