Full text: Rheinische Sagen nach pädagogischen Gesichtspunkten

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steinschnur in den Strom hinab und sang mit schauer¬ 
lichem Ton: 
„Vater, Vater, geschwind, geschwind, 
Die weissen Rosse schick deinem Kind, 
Es will reiten mit Wogen und Wind.“ 
Urplötzlich rauschte ein Sturm daher; der Rhein 
erbrauste, dass weitum Ufer und Höhen mit weissem 
Gischt bedeckt wurden. Zwei "Wellen, die fast die 
Gestalt von zwei weissen Rossen hatten, stiegen mit 
Blitzesschnelle aus der Tiefe zur Kuppe des Felsens 
empor und trugen die Jungfrau hinab in den Strom, 
wo sie verschwand. 
Jetzt erst erkannten der Hauptmann und seine 
Knechte, dass die Jungfrau eine Undine sei, der mensch¬ 
liche Gewalt nichts anhaben könne. Sie kehrten be¬ 
trübten Sinnes zu dem Pfalzgrafen zurück; dort aber 
fanden sie zu ihrem grossen Erstaunen den totgeglaubten 
Sohn, den ein Wellenspiel aus dem Strome gehoben 
und sanft ans Ufer getragen hatte. 
Die Lurleijungfrau liess sich von der Zeit an 
nicht wieder bücken. Doch wohnt sie noch immer 
auf dem Felsen und neckt die vorüberfahrenden Schiffer, 
indem sie ihre Reden nachäfft. 
Sage vom Laacher See. 
Vor vielen, vielen Jahren befand sich in der Mitte 
des Laacher Sees eine Felseninsel, auf der eine Burg 
stand. Hier hauste ein gottloser Ritter. Einst trieb 
diesen das böse Gewissen zu einem Einsiedler, der 
nahe bei der Kapelle am Ufer des Sees wohnte. 
Er beichtete seine Sünden, und der Einsiedler legte
	        
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