Full text: Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen

46 
sie lernte man viele bis dahin ganz fremde Länder kennen, und 
morgenländische Waren kamen in größeren Massen nach Europa- 
ebenso wurden abendländische Waren im Morgenland verbreitet.' 
Die Erfindungen und Gewerbe des Morgenlandes wurden im 
Abendland bekannt; dadurch gelangten zahlreiche Städte zu Wohl- 
stand. Auch für den Bauernstand wurde es besser; weil viele 
Bauern im Kampfe geblieben waren, so konnten andere die Güter 
erwerben, was ihnen sonst unmöglich gewesen wäre, und jeder 
Bauer, der vorher einem andern dienen mußte, war nach 
den Kreuzzügen, wenn er an einem Zuge teilgenommen hatte, 
ein freier Bauer geworden. Viele von diesen frei gewordenen 
Bauern zogen nach dem Osten Deutschlands und ließen sich 
dort nieder. — Endlich hatten die Kreuzzüge eine große Be- 
deutung für das Ritterwesen. 
a) Tie Burgen. Die Wohnungen der Ritter, die Burgen, 
waren entweder in Niederungen an Flüssen und Seen oder auf 
Anhöhen angelegt. Anfänglich waren es nur viereckige Türme, 
aus großen Steinquadern errichtet. Ein solcher Burgturm hatte 
kein Thor, sondern nur eine in ziemlicher Höhe angebrachte Thür, 
die man von außen durch eine Holztreppe erreichte. Der Turm war 
der Höhe nach in Stockwerke eingeteilt, unten war Küche und 
Gesindestube, darüber Wohnung und Schlafstube der Herrschaft; 
das dritte Stockwerk enthielt den Saal, an dessen Wänden die 
Jagd- und Kriegsbeute hing, und in welchem man Gäste empfing. 
Auf Leitern, die man an hölzerne Fallthüren in der Decke an- 
legte, gelangte man von einem Stockwerk zum andern. Diese 
finsteren Burgen wurden im Zeitalter der Kreuzzüge und noch 
später durch kunstreiche Bauten verdrängt, deren Kern noch immer 
der feste Wartturm, der Bergfried, bildete. An diesen reihten 
sich die anderen Gebäude, Höfe und Türme. 
Zumeist waren die Burgen auf Berghöhen erbaut, und dann 
suchten die Ritter den Platz gewöhnlich so aus, daß nur von 
einer Seite ein Zugang zu der Burg möglich war. Die andern 
Seiten bildeten steile Abhänge, die der Feind nicht erklimmen 
konnte. Burgen, die in der Ebene errichtet wurden, waren ge- 
wöhnlich durch Flüsse, Sümpfe und Gräben gegen feindliche An- 
griffe geschützt. 
Durch einen tiefen Graben vor der Burg schützte man auch 
solche Burgen, die aus Anhöhen lagen und nur von einer Seite 
aus zugänglich waren. Über den Graben führte zum Burgthor 
eine Zugbrücke, die von der Burg aus in die Höhe gezogen 
werden konnte. Das in der Burgmauer angebrachte Thor war 
§ 16* Das Ritterwesen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.