— 69 —
Um sich zum Tode vorzubereiten, ließ er einen Geistlichen rufen. Diesem be¬
kannte er alle seine Sünden, behauptete aber, alles zur Ehre Gottes gethan zu
haben. Der Geistliche redete ihm scharf ins Gewissen, hielt ihm vor, wie seine
Urteile oft zu hart gewesen seien, und ermahnte ihn zur Buße. Der König nahm
es demütig hin und sagte: „Er schont meiner nicht. Er spricht als guter Christ
und ehrlicher Mann mit mir. Ich danke Ihm dafür und erkenne nun, daß ich
ein großer Sünder bin." Als sich die Krankheit etwas besserte, begab er sich
nach Potsdam. Dort wollte er sterben. Zum Leichentexte wählte er sich die
Worte: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft." Dem Volke sollte man sagen,
er sterbe als großer Sünder, der aber bei dem Heilande Gnade suche. Bis aufs
kleinste ordnete er an, wie es mit seinem Leichenbegängnis gehalten werden sollte.
Der Sarg sollte ganz einfach sein und keine silbernen Beschläge haben. Um zu
sehen, ob seine Anordnung auch ausgeführt werde, ließ er sich den Sarg in sein
Zimmer bringen. Sein letztes Gebet war: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn
im Leben und im Sterben." So starb er, noch nicht 52 Jahr alt.
25. Friedrich II., der Große. 1740—1786.
a. Wie er erzogen wurde.
1. Erste Kindheit. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Sein
Vater, Friedrich Wilhelm I., wollte aus ihm einen tüchtigen Soldaten machen;
daher mußte der Prinz von klein auf Uniform tragen, und Trommel, Säbel und
Gewehr waren seine Spielsachen. Als er kaum fünf Jahre alt war, bildete ihm
sein Vater eine Kompagnie von 110 adligen Knaben, mit denen er soldatische
Spiele übte, und vom 10. Jahre an mußte er als gemeiner Soldat mit Flinte
und Tasche vor dem Schlosse Schildwache stehen.
2. Zwiespalt. Dem Kronprinzen wurden jedoch die straffen soldatischen
Übungen bald zuwider; dagegen hatte er große Liebe zur Dichtkunst, las auch gern
französische Bücher und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das waren aber lauter
Dinge, die sein Vater durchaus nicht leiden konnte. Fritz trieb sie daher im ge¬
heimen; aber der König merkte es doch zuweilen und schalt ihn dann heftig aus,
ja, drohte ihm auch wohl mit aufgehobenem Krückstöcke. Trotzdem ließ der Kron¬
prinz heimlich den Flötenspieler Qnanz aus Dresden kommen und sich von ihm
Unterricht erteilen.
Eines Abends, als die beiden so gemütlich beisammen waren — der Prinz
mit zierlichem Haarbeutel und in gesticktem Schlafrocke — hörten sie plötzlich den
Tritt des Königs. Schnell sprang Qnanz in ein Versteck; Flöte und Noten
wurden beiseite gebracht, und Friedrich legte in aller Eile die Uniform an. Der
Vater merkte dennoch, was geschehen war, warf Schlafrock und Haarbeutel ins
Feuer und konnte des Scheltens kein Ende finden.
Immer strenger wurde von jetzt an der Kronprinz bewacht, und nicht selten
bekam er den Krückstock zu fühlen. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet," sagte
der König zornig, „er wird mir meine ganze Arbeit verderben."
b. Wie er entfliehen wollte.
1. Fluchtversuch. Als der Kronprinz älter wurde, wollte er sich die harte
Behandlung von seinem Vater nicht mehr gefallen lassen. Er faßte daher den
Entschluß, heimlich nach England zu entfliehen. Im Sommer 1730 machte d.er
König eine Reise nach Süddeutschland; der Kronprinz begleitete ihn. Vom Rhein