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5. November kam es auf der weiten Ebene bei Roßbach zur Schlacht. Die 
Franzosen waren dreimal so stark als Friedrichs Heer. Sie wollten Friedrich 
umzingeln und sein ganzes Heer gefangen nehmen. Mit Musik zogen sie heran. 
Der König that, als merke er nichts. Um Mittag setzte er sich mit seinen Gene¬ 
ralen zu Tisch. Plötzlich, um 2 Uhr, gab er Befehl zum Angriff. Im Nu standen 
die Soldaten in Reih und Glied. Der kühne General Seidlitz warf zum Zeichen 
des beginnenden Kampfes seine Pfeife in die Luft, und mit dem Rufe: „Vor¬ 
wärts!" sprengte er mit seinen Reiterscharen unter die verdutzten Franzosen. 
Zugleich rückte Friedrich mit dem Geschütze und der Infanterie vor, und in zwei 
Stunden war der Kampf entschieden. 
Der französische Heerführer Soubise wurde von einem pommerschen Dra¬ 
goner hart verfolgt und braun und blau geschlagen. Der Pommer hätte den 
Franzosen gar zu gern lebendig gefangen, doch rettete diesen sein flinkes Pferd. 
Bis hinter den Rhein liefen die Franzosen; ihr Übermut war schrecklich be¬ 
straft worden. 
5. Leuthen. 1757. Friedrich hatte keine Zeit, die Franzosen zu verfolgen. 
Er mußte nach Schlesien, das von den Österreichern besetzt worden war. Hier 
erfocht er bei Leuthen einen glänzenden Sieg über die Österreicher. Am Abend des 
Schlachttages stimmte ein alter Grenadier das Lied an: „Nun danket alle 
Gott", und bald fiel die ganze Armee mit ein und sang das schöne Lied mit. 
...... Der Preuße fühlt's: (Es war ein großer Tag. 
Drum still im ganzen Lager ist's, kein Jubel noch Gelag, 
so still und ernst die Kämpfer all, kein Lachen und kein Spott. — 
Auf einmal tönt es durch die Nacht: Nun danket alle Gott! 
Der Alte, dem's mit Macht entquoll, singt's fort, doch nicht allein; 
Aam'raden um ihn her im Areis, gleich stimmen sie mit ein, 
die Nachbarn treten zu, es wächst lawinengleich der Chor, 
und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor. 
Aus allen Zelten ftrömt’s, es reiht sich singend Schar an Schar. 
(Einfallen jetzt die Jäger, jetzt fällt ein auch der Husar. 
Auch Musika will feiern nicht; zu reiner Harmonie 
lenkt Horn, (Dboe und Klarinett’ die heil'ge Melodie. 
Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer, 
am Lude wie aus einem Mund fingt rings das ganze Heer. 
Im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal, 
wie hundert Drgeln braust hinan zum Himmel der Choral. (Bester.) 
Wie begeistert die Soldaten für ihren König waren, davon nur ein Beispiel. 
Ein gefangener bayrischer General traf auf dem Schlachtfelde einen preußischen 
Grenadier, der in seinem Blute schwamm. Beide Beine waren ihm abgeschossen. 
Aber ruhig saß er da und rauchte seine Pfeife Tabak. „Es wundert mich," 
sagte der General zu ihm, „daß du trotz deiner Schmerzen noch so vergnügt die 
Pfeife rauchst." Kaltblütig entgeguete der Verwundete: „Ick sterw for Fritze!" 
6. In Lissa. Nach der Schlacht bei Leuthen, so erzählt man, ritt der 
König mit einem kleinen Gefolge seinen Soldaten voraus nach Lissa. Das 
ganze Städtchen war mit Österreichern angefüllt. Dennoch ritt er auf das 
Schloß zu. Da war er ganz von Feinden umgeben. Sie hätten ihn leicht ge¬ 
fangen nehmen können. Zuversichtlich aber schritt er unter sie und sagte: „Guten 
Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht vermutet?" Dann unter-
	        
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