PerMes und der athenische Staat.
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Unterricht im Saitenspiel und Gesang. Wer sich weiter bilden wollte.
schloß sich an die Philosophen an, die in den Säulenhallen der Gym-
nasien umherwandelnd sich mit ihren Schülern unterredeten. Sophisten
nannte man die Männer, die sich erboten, der vornehmen Jugend die
Kenntnisse und die Bildung zu vermitteln, welche die neue Zeit erforderte
und insbesondere der Staatsmann brauchte; sie haben durch ihre Lehren
zu der Erschütterung des überlieferten Glaubens und der alten Sitte viel
beigetragen.
Mit dem zwanzigsten Jahre wurde der Athener Bürger und erhielt Staat.
Zutritt zu der Volksversammlung. Mit dem dreißigsten Jahre erhielt er
das Recht, sich zu einem Amt wählen oder auslosen zu lassen, in den
Rat einzutreten oder als Richter in einem der großen Geschworenen-
gerichte zu sitzen, die immer mehrere hundert Richter zählten. Als Ge-
schworener empfing er eine kleine Geldentschädigung. So war immer ein
außerordentlich großer Teil der Bürgerschaft im Dienste des Staates tätig.
sei es im Heeres- und Flottendienst, sei es als Geschworene, Ratsherren
oder Beamte.
Der Volksversammlung stand in allen politischen Fragen die^^lung.
höchste Entscheidung zu. Natürlich war nie das gesamte Volk anwesend.
besonders die Landbewohner wurden häufig durch die Entfernung am Er-
scheinen verhindert; es trug nicht zum Besten des Staates bei, daß die
niedere städtische Bevölkerung überwog. Mit Gebet wurde die Versamm¬
lung eröffnet. Nachdem dann der Vorsitzende einen Gegenstand zur Be-
ratung gestellt hatte, fragte ein Herold, wer reden wolle. Jeder Bürger
durfte das Wort ergreifen und auch Anträge stellen; doch trug er auch
die Verantwortung für seinen Antrag und konnte, wenn dieser den Ge¬
setzen widersprach, zur Verantwortung gezogen werden.
Unter den Beamten nahmen die Archonten nicht mehr, wie früher, Beamte,
die oberste Stellung ein. Sie waren nur noch Leiter der Schwurgerichte;
ihre übrigen Befugnisse hatten sie verloren. Das einflußreichste Amt war
jetzt das der zehn Feldherrn (Strategen). Der Areopag hatte an
Macht eingebüßt; er besaß nicht mehr das Recht der Oberaufsicht über
das politische und private Leben (vgl. § 19), sondern übte nur noch die
Blutgerichtsbarkeit aus.
Es ist leicht begreiflich, daß durch die große Machtstellung Athens®£eeIrl)"nl>
auch das wirtschaftliche Leben gefördert wurde. Der Piräus wurde
jetzt der besuchteste Handelshafen Griechenlands. Dort lagen immer zahl¬
reiche Schiffe, die Getreide von den Küsten des Schwarzen Meeres oder
Linnen und feingewebte Gewänder aus dem Orient oder Wein, Früchte,