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Seine Anordnungen im Lande und besonders die ihnen auferlegten Ver-
pflichtungen, wie die Ablieferung des Zehnten an dieKirchen, erbitterten
das Volk. Als das slavische Volk der Sorben, ostliche Grenznachbarn der
Ostfalen. raubend und plündernd in deren Land und Thüringen eindrangen,
schickte Karl eine Abteilung Ostfranken und Sachsen gegen dieselben. Unter-
dessen hatte aber Widukind seinen Ausruf zum Kampfe gegen die Franken
ergehe» lassen, um sich der unliebsamen Einrichtungen zu entledigen. Des-
halb zogen die Führer jenes zum Kriege mit den Sorben bestimmten
Heerev nicht gegen diese, sondern gegen die Sachsen. Sie wurden
aber mit ihren Franken am Berge Suntal in der Nähe der Weser, ober-
halb Minden, von den Sachsen überfallen und vernichtet. Als Karl dies
erfuhr, geriet er in heftigen Zorn, sammelte ein Heer und rückte gegen die
Empörer vor. Er dnrchzog das Land, wo sich ihm keiner zu widersetzen wagte,
da Widukind zu den Normannen entflohen war. Karl ließ sich die Urheber
jenes Ausstandes ausliefern und, um ein abschreckendes Beispiel zu geben,
4500 Sachsen an einem Tage zu Verden an der Atter enthaupten. Das
war eine gräßliche Rache, die Karl an den Sachsen nahm; er wurde des¬
halb von diesen der „große Schlächter" genannt.
Diese That des Frankenkönigs rief Widukind aus seinem Zufluchtsorte
bei den Normannen in die Heimat zurück. Er durchflog die Gaue des
Landes, überall das Volk zu blutiger Rache auffordernd. Noch niemals
waren die Sachsen bis dahin seinem Rufe so zahlreich nachgekommen; das
ganze Volk griff zu den Waffen. Karl zog stark gerüstet in den furcht-
baren Kampf. Bei Detmold kam es zur Schlacht, ohne daß eine Ent-
scheidnng herbeigeführt wurde. Karl zog nach Paderborn zurück, um da-
selbst Verstärkungen zu erwarten. Dann traf er noch einmal an der Hase
mit den Sachsen zusammen uud brachte ihnen eine entschiedene Niederlage
bei. Er überwinterte hierauf in ihrem Lande und setzte im nächsten Früh-
jähre den Krieg fort. Dadurch wurde die Kraft des Sachsenvolks gebrochen,
und Widukind und Abbio, der Herzog der Ostfalen, kamen zu der Ein-
ficht, daß fernerer Widerstand zur Vernichtung des ganzen sächsischen Volkes
fuhren müsse. Sie ließen sich deshalb zu Attigny in der Champagne
taufen. Wenn trotzdem später noch manche Aufstände der Sachsen vor-
kamen, so waren diese doch nicht von nachhaltiger Bedeutung, und seit dem
Jahre 804 hörten alle Feindseligkeiten ans, da bis dahin fast alle Sachsen
das Christentum angenommen hatten.
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Karls Kriege mit anderen Völkern.
Das Herzogtum Bayern hatte schon seit langer Zeit unter fränkischer
Oberhoheit gestanden und die Herzöge den Frankenkönigen den Eid der