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uneigennützig, cht ebenso guter Bürger wie jener, und was ihm besonders
zur Ehre gereicht, war, daß er sich nicht nur in allem seinem Freunde gerne
unterordnete, sondern ihn wie einen Vater verehrte. Pelopidas war es,
der vor allen die Befreiung Thebens bewirke.
Die gewalttätige Besetzung der Kadmeia Hatte zwar in ganz Grie-
chenland großen Unwillen erregt, und die Spartaner hatten deshalb auch
nicht umhin gekonnt den Phoibidas zu bestrafen; aber die Besatzung ließen
sie nichtsdestoweniger in der Burg von Theben und schützten auch fernerhin
die Aristokraten im Besitze der Gewalt. So waren denn von Seiten der
Vertriebenen besondere Anstrengungen nötig, um die Vaterstadt zu befreien.
Pelopidas stiftete zuerst unter den nach Athen Geflüchteten eine Ver-
schwörung zur Befreiung Thebens und knüpfte dann mit den Gesinnungs¬
genossen in Theben Verbindungen an, und alles wurde auss genaueste ver¬
abredet. Als der zur Ausführung bestimmte Tag erschien, machte sich
Pelopidas mit elf Gefährten des Morgens in aller Frühe von Athen aus
auf den Weg. Sie waren als Jäger verkleidet, mit Hunden und Jagd-
geraten versehen, um kein Aufsehen zu erregen. Abends spät kamen sie an
und gingen durch verschiedene THore in die Stadt. In dem Hause des
Charon, eines Mitverschwornen, trafen sie der Verabredung gemäß zu-
sammen. Hier waren die Genossen schon versammelt, die Waffen lagen
bereit, alle rüsteteten sich zur That.
Unterdessen speiseten Archias und Philippos, die Gewalthaber in Theben,
bei Phillidas, einem der Mitverschworenen. Auch dieses war verabredet.
Phillidas erwartete seine Genossen. Plötzlich trat ein Bote herein und
überreichte vom Oberpriester zu Athen einen Brief, der die ganze Ver-
schwörung offenbarte. Der von vielem Weine trunkene Archias lächelte und
nickte mit dem Kopfe, als ihm der Bote den Brief gab. „Es sind Sachen
von Wichtigkeit," sagte der Bote, „du möchtest ihn sogleich lesen!" —
„Sachen von Wichtigkeit auf morgen!" sagte er und legte den Brief bei-
feite. „Das ist recht," rief Phillidas, „es ist jetzt Zeit zu trinken und
fröhlich zu sein; ich habe auch Tänzerinnen bestellt, die werden sogleich er-
scheinen." Sie erschienen nur zu bald. Es waren Mitverschworene, die
unter den Weiberkleidern Dolche verborgen hatten. Sie näherten sich den
jubelnden Zechern, zogen ihre Dolche und stießen sie ihnen in die Brust.
Leontiades, der dritte der Gewalthaber, wurde in seinem eigenen Hause
von den Verschworenen getötet. Nun wurden die Staatsgefangenen befreit,
alle Verbannte zurückgerufen und die Demokratie hergestellt. Dann wurde
die Burg Kadmeia belagert und die spartanische Besatzung dnrch Mangel
an Lebensmitteln genötigt sich unter der Bedingung freien Abzuges zu er-
geben. So war Theben wieder frei. Epameinondas nahm an dieser ge-
waltsamen Befreiung feiner Vaterstadt keinen Anteil, denn er wollte seine
Hände nicht mit dem Blute seiner Mitbürger beflecken; aber als die Be-