Aus der Bürgerkunde. 
Ter junge Staatsbürger. 
Ich bin ein deutscher Knabe und gehöre zum Deutschen Reiche, 
das am 18. Januar 1871 gegründet wurde. Damals schlössen sich 
25 deutsche Staaten zu einem Bunde zusammen (durch den Deutsch- 
Französischen Krieg kam das Reichsland Elsaß-Lothringen als 
26. Staat hinzu) und wählten den König von Preußen zum Vorsitzenden 
des neuen Bundesstaates; als solcher nahm er den Titel Deutscher 
Kaiser an. Zur Zeit herrscht Kaiser Wilhelm II., ein Hohenzoller. 
Der deutsche Einzelstaat, dem ich angehöre, ist das König- 
reich Sachsen. Sachsen ist mein engres Vaterland. Hier regiert 
König Friedrich Angnst III. aus dem Hause Wettin. 
Seit meinem Eintritt ins Leben bin ich Staatsgesetzen unterstellt. 
Als ich geboren war, meldete der Vater meine sämtlichen Namen 
sowie Zeit und Ort der Geburt auf dem Standesamte an. Von 
dem Beamten wurde mir der Geburtsschein ausgestellt. Der 
Nach einigen Wochen wurde ich getauft. Der Geistliche nahm ®e6urt*^ein' 
mich durch die heilige Handlung in die christliche Kirche auf, ich wurde 
nebst Eltern und Paten ins Kirchenbuch eingetragen, die Taufe wurde 
auf bem Taufschein bezeugt. Der Taufschein. 
In meinem zweiten Lebensjahre würbe ich geimpft. Der Arzt 
machte mir mit einem scharfen Messer, bas vorher in eine giftige Flüssigkeit 
getaucht worben war, brei Einschnitte in ben linken Oberarm. Das Gift 
teilte sich bem Blute mit unb schützte mich eine Reihe von Jahren vor 
einer ansteckenben Krankheit, ben Pocken ober Blattern. Über ben Erfolg 
der Impfung wurde ein Impfschein ausgefertigt. Im Deutschen Reiche ^ Der 
muß jedes Kind geimpft werden (Impfzwang). Im zwölften Sebent Smpffchetn. 
jähre erfolgt, gewöhnlich in der Schule, eine zweite Impfung (Wieder¬ 
impfung), die mir für eine wettre Reihe von Jahren Schutz gewährt; auch 
Über die zweite Impfung empfange ich einen Schein. 
Als ich im sechsten Lebensjahre stand, wurde ich in die Volks? 
schule angemeldet. Im Deutschen Reiche muß jedes Kind zur Schule 
gehen (Schulzwaug). Bei der Anmeldung legte mein Vater dem Schul¬ 
direktor Geburts-, Tauf- und Impfschein vor.