Horätius Cocles und Mucius Scävola.
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Horätius Cocles und Mücius Scävola.
Nach Romulus sollen noch sechs Könige über Rom geherrscht haben,
der letzte, Tarqusnius Superbus mit Namen, war ein grausamer
Mann. Die Römer entsetzten ihn deshalb des Thrones und stellten
zwei Männer aus dem Volke an die Spitze des Staates: Rom wurde
eine Republik.
Der aus Rom vertriebne Tarquinius ergab sich nicht sogleich in
sein Schicksal. Er eilte vielmehr zu dem mächtigen Könige Porsena, der Porsena.
nördlich von Rom über ein Reich gebot, und bat ihn um Hilfe.
Es dauerte nicht lange, so sahen die Römer ein wohlgerüstetes Herr
gegen ihre Mauern heranziehen. Mutig rückten sie aus zur Feldschlacht.
Aber Porsena schlug sie, und in wilder Hast flohen die Besiegten über
die hölzerne Tiberbrücke in die Stadt zurück. Die Feinde folgten auf
dem Fuße.
Da gebot ihnen am Brückenkopfe ein mutiger Römer Halt, Horätius Horatius
Cocles hieß der Held. Mit Schwert und Schild hielt er die andrängenden eocteSl
Feinde zurück, während hinter ihm die Römer die Brücke abbrachen.
Krachend stürzte sie in den Tiber. Gleich darauf sprang der Tapfre in
voller Rüstung in den Fluß und teilte die Wogen mit kräftigen Armen,
während rings um ihn die feindlichen Pfeile ins Wasser sausten. Am
andern Ufer begrüßten die Seinen den Retter mit lautem Jubel.
*
Porsena entschloß sich zu einer Belagerung Roms. Rings um die
Stadt standen seine Mannen und ließen niemanden hinein und heraus. So
war es unmöglich, Getreide und Vieh nach Rom zu bringen, und bald
stellte sich innerhalb der Mauern der Hunger ein.
In dieser Not vollbrachte der verwegne römische Jüngling Mücius Mucius
eine kühne Tat. Verkleidet betrat er das feindliche Lager und schlich sich Scävola.
in das Zelt des Königs. Dort saß ein vornehm gekleideter Mann, den
hielt er für Porsena und stach ihn nieder. Aber er hatte des Königs
Schreiber getötet, wurde ergriffen und vor Porsena geführt. Mutig gestand
er: „Ich wollte dich töten, Porsena, aber was mir nicht gelang, wird
ein 'andrer vollbringen; denn dreihundert römische Jünglinge haben sich
gegen dein Leben verschworen."
Der ergrimmte König drohte ihm mit dem Feuertode. Da lächelte
der Römer, hob seine rechte Hand, hielt sie über ein Feuerbecken und
ließ sie langsam verbrennen, ohne mit der Wimper zu zucken. „Sieh,
Porsena, wie wenig deine Drohung mich schreckt", sprach er gelassen dabei.