4. Thesens. 7
4. Herakles Ende. Heralles vermählte sich mit der schönen
Königstochter Dejanira. Einst kam er mit ihr an einen reißenden
Buß. an welchem der Kentaur Nessos wohnte, der sich erbot,
Dejanira auf feinem Rücken hinüber zu tragen. Herakles selbst aber
durchwatete den Fluß. Der Kenianer erreichte zuerst das jenseitige
Ufer und wollte mit der schönen Dejanira entfliehen. Da sandte
Herakles dem Falschen einen seiner vergifteten Pfeile nach und durch¬
bohrte ihm den Rücken. Sterbend sprach Nessos zu Dejanira: .Bewahre
dir ein wenig von meinem Blute; denn es hat Zauberkraft. Färbst du
damit deines Gatten Leibgewand, dann wird er feine Liebe niemals einem
anderen Weibe zuwenden". Einst glaubte Dejanira, Herakles liebe sie
nicht mehr. Da webte sie ein prächtiges Festgewand, bestrich es innen
mit dem giftigen Blute des Kentauren und übersandte es ihrem Gemahl.
Kaum hatte dieser es angelegt, da fühlte er einen brennenden Schmerz
am ganzen Leibe. Wütend riß er das Kleid ab, mit ihm Haut und
Fleisch. Um seine furchtbare Qual zu endigen, bestieg Herkules auf
dem Berge Oeta einen Scheiterhaufen. Als die ersten Flammen auf¬
loderten, fuhren Zeus Blitze hernieder und tilgten alles, was an dem
Helden sterblich war; er wurde in den Olymp erhoben und mit Hebe,
der Göttin der Jugend, vermählt.
4. Theseus.
1. Seine Taten aus der Reise nach Athen. Thesens war der
Sohn des Königs Aegens von Athen. Seine Jugend verlebte
er jedoch im Peloponnes unter der Obhut feiner Mutter. Als
er zum Jüngling herangewachsen war, holte Theseus unter
einem gewaltigen Felsblock das Schwert und die Sandalen seines
Vaters hervor, die dieser beim Abschiede von der Gattin darunter gelegt
hatte, und wanderte nach Athen zu seinem Vater, den er noch
nicht kannte. Auf der Landenge von Korinth machten schreckliche Wege¬
lagerer die Straße unsicher. Der Keulenschwinger Periphetes schlug
die ahnungslosen Reisenden mit seiner ehernen Keule zu Boden.
Theseus tötete ihn und nahm die Keule an sich. Der Fichtenbeuger
Sinnis band die Vorübergehenden zwischen zwei Fichten und ließ
sie dann durch die zurückschnellenden Bäume zerreißen. Theseus brachte
ihn auf dieselbe Weise ums Leben. Der Riese Profrustes hatte ein
großes und ein kleines Bett für die Reifenden; die großen Menschen
brachte er in das kleine Bett, die kleinen in das große; jenen hieb er
die Füße ab, diesen reckte er die Glieder aus, um beide für ihr Bett
paffend zu machen. Theseus warf den Riefen in das kurze Bett, hackte
ihm die Füße ab und brachte ihn um. Zuletzt erlegte er den Skiron,
der die Vorübergehenden, die ihm an einem jähen Abhange die Füße
waschen mußten, mit einem Fußtritte ins Meer stieß. Nach allen
diesen Taten kam Theseus endlich nach Athen zum König Aegeus, der
ihn an dem Schwerte erkannte und ihn freundlich aufnahm.
2. Fahrt nach Kreta. Es herrschte damals in Athen große
Trauer. Die Athener mußten nämlich alle neun Jahre dem mächtigen