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mit einer mächtigen Flotte nach Rußland, von da zum Könige von
Schweden und zum Könige von Dänemark. Noch in demselben
Jahre besuchte er die süddeutscher: Bundessürsteu und den Kaiser von
Oesterreich und begab sich von hier nach Rom, wo er sowohl dem
Könige von Italien, als auch dem Oberhaupte der katholischen Kirche
einen Besuch abstattete. Im Sommer 1889 folgte dann eine Reise
zu seiner Großmutter uach England, und zur Vermähluugsseier seiner
Schwester Sophie begab sich der Kaiser nach Athen und stattete von
hier aus auch dem türkischen Sultan in Konstantinopel einen Be¬
such ab.1)
Überall empfing man den Deutschen Kaiser mit den größten
Ehren und dem freudigsten Jubel; neue Freuudschastsbüuduisse wur¬
den geknüpft und die, alten, besonders zwischen den verbündeten
Mächten Deutschland, Österreich und Italien, enger und fester ge¬
schlungen. So gab der Kaiser Fürsten und Völkern die beste Gelegen¬
heit, sich von seinen friedlichen Absichten, die er auch später wiederholt
und feierlich bekundet hat, zu überzeugen.
Sorge für Heer und Flotte. Trotz feiner großen Friedensliebe
ist der Kaiser mit allem Eifer darauf bedacht, das Land gegen die
Angriffe der Feinde zu schützen. Die Kriegsmacht wird stets ver¬
größert, die Zahl der Kriegsschiffe vermehrt, ihre Ausrüstung ver¬
bessert, wie es der Größe und bem Ansehen des Reiches entspricht,
und wie es der Schutz der Seeküste und die großartige Entwickelung
des deutschen überseeischen Handels erfordert. — Für das militär¬
gerichtliche Verfahren wurde eine einheitliche Militärstrafgerichts¬
ordnung geschaffen, wie sie sowohl deu Anforderungen des heu¬
tigen Rechtsbewußtseins, wie der Mannszucht entspricht. — Auf feinen
Reisen und bei den großen Herbstmanövern überzengt sich der Fürst
persönlich von dem Zustande der Land- und Seemacht und der Kriegs¬
tüchtigkeit seiner Soldaten. An seinem Bruder Heinrich, der eiu
unerschrockener und tüchtiger Seeoffizier ist, hat Kaiser Wilhelm eine
kräftige Stütze.
Sorge für die arbeitenden Volksklassen. Getren seiner Erklärung
bei Eröffnung des ersten Reichstages im Jahre 1888, sich der ar¬
beitenden Volksklasse ganz besonders annehmen zu wollen, sucht Kaiser
Wilhelm II. das von seinem hochseligen Großvater begonnene Werk
der Menschenfreundlichkeit mit Klugheit und Entschiedenheit zu Ende
zu führen.
Ant 4. Februar 1890 richtete er zwei Erlaffe an den Reichs¬
kanzler und den Handelsminister, worin er seiner Arbeitersrenndlich-
') Im Jahre 1898 besuchte der Kaiser Konstantinopel abermals, dann
reiste er mit seiner hohen Gemahlin nach Palästina, betete an den heiligen
Stätten und gab aller Welt das Beispiel eines uberzeugnngstreuen christ¬
lichen Fürsten.
Georg-Eckert-Instttut
für intern sSonate
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