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ll. König Friedrich II. als Kriegsheld.
Regierungsantritt. Im Alter von 28 Jahren bestieg Friedrich
den preußischen Königsthron. Überzeugt, daß die Regierung seines
Vaters auf weisen Grundsätzen beruht habe, vermied er alle auffallen¬
den Veränderungen, uur die Mängel der seitherigen Staatsverwaltung
wurden beseitigt. Auch wurde in der Finanzverwaltung auf eine ver¬
nünftige Sparsamkeit geachtet, doch artete diese nie in Geiz aus. Die
alten treuen Räte behielt er bei, doch gestattete er denselben nur einen
beschränkten Einfluß auf die Staatsgeschäfte und schärfte ihnen strenge
Gerechtigkeit ein. „Ich glaube," sagte er einst zu den in Charlotten¬
burg versammelten Ministern, „daß das Interesse des Landes auch
das meiuige ist, und daß ich keines haben kann, das dem des Landes
entgegengesetzt wäre. Sollten sich beide einmal nicht vertragen, so soll
der Vorteil des Landes den Vorzug haben." Der Grundsatz, von
dem sich Friedrich während seiner ganzen Regierung leiten ließ, war
gleich anfangs: „Der König ist des Staates erster Diener."
— Die Potsdamer Riesengarde, die zum letzteumale bei der Leichen¬
feier Friedrich Wilhelms I. erschien, wurde aufgelöst und die „langen
Kerls" in anderen Regimentern untergebracht. Mit dem so ersparten
Gelde vermehrte er das Heer um 20 OOO Mann, sonst wurde an dem
Heere, der stärksten Stütze des Staates, nicht gerüttelt.
Beim Regierungsantritte Friedrichs herrschte große Teuerung im
Lande; die Ernte war mißraten, und viele seiner Unterthanen litten
bitteren Hunger. Der König öffnete die großen Vorratshäuser und ver¬
kaufte das Korn zu billigen Preisen; den Armen schenkte er es umsonst.
In den königlichen Forsten ließ er Wildschweine und Hirsche abschießen und
gab sie dem notleidenden Volke. *)
Der erste schlesische Krieg. 1740—1742.
Veranlassung. Kurze Zeit nach dem Regierungsantritte Friedrichs
starb der deutsche Kaiser Karl VI., ohne männliche Nachkommen zu
hinterlassen. Nach der sog. pragmatischen Sanktion sollte, ihm seine
Tochter Maria Theresia in der Regierung der österreichisch-un¬
garischen Länder solgen.
Ihr Erbrecht wurde aber angefochten von ihrem Vetter, dem
Herzog Karl Albert von Bayern, der Ansprüche auf die gesamte
österreichische Monarchie erhob und bei Spanien und Frankreich
Unterstützung fand.
Wie Seite 24 mitgeteilt wurde, sollten nach dem Aussterben der
herzoglichen Familie von Liegnitz, Brieg und Wohlau diese Länder
an Brandenburg fallen. Der letzte schlesische Herzog starb (1675)
während der Regierung des großen Kurfürsten. Dieser beanspruchte
zwar die schlesischen Besitzungen, allein der deutsche Kaiser nahm sie
*) Erg. Nr. 14.