Full text: Erzählungen aus Sage und Geschichte des Altertums und der ersten Periode des Mittelalters

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2. Die messenischen Kriege. Nach längerer Zeit ge- 
rieten die Spartaner mit den benachbarten Messeniern 
in Streit. Im ersten messenischen Kriege schlössen sie diese 
nach vielen Kämpfen in der Bergfeste Jthöme ein. Ver- 
geblich opferte Aristo demus, der Anführer der Messenier, 
einem Orakelspruch zufolge, seine Tochter. Das delphische 
Orakel verhieß endlich demjenigen den Sieg, der zuerst 
hundert Dreifüße am Zeusaltar in Jthöme aufstelle. Da 
dies den Spartanern gelang und unheilvolle Zeichen die 
Messenier ängstigten, tötete sich Aristodemus auf dem Grabe 
seiner Tochter, worauf Jthöme von den Spartanern er- 
obert und Messenien unterworfen wurde. — Im zweiten 
messenischen Kriege führte Aristomenes die Messenier an, 
ihn erreichte an Tapferkeit niemand. Zu Anfang des Krieges 
schlich er sich nachts nach Sparta und hängte dort im 
Tempel der Athene einen Schild auf mit der Inschrift: 
„Aristomenes weiht diesen Schild der Göttin als Zeichen 
des Sieges über die Spartaner." Auf Geheiß des Orakels 
baten die Spartaner die Athener um einen Feldherrn. 
Diese schickten ihnen zum Spott den lahmen Dichter und 
Schulmeister Ty rtäus, der aber die Spartaner durch seine 
Kriegslieder zu den kühnsten Thaten begeisterte. — Im Ver¬ 
laufe des Krieges zog sich Aristomenes mit den Messeniern 
auf eine hochgelegene Felsenburg (Eira) zurück und machte 
von hier aus kühne Streifzüge. Mehrere Male wurde er 
von den Spartanern gefangen, immer entkam er wieder. 
Nach langjähriger Belagerung eroberten endlich die Spar- 
taner die Burg. Ein Teil der Messenier wanderte nach 
Sicilien aus (Messaua), die übrigen wurden zu''Heloten 
(Hörige) gemacht. Aristomenes aber starb auf der Insel 
Rhodus. — Nach diesen beiden Kriegen erlangten die 
Spartaner allmählich die Hegemonie (Vorherrschaft) in 
Griechenland. 
Schmidt-Enderlein, Erzählungen. I. 4
	        
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