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3. Die Jehnmänner. Die Patrizier waren gewöhnt,
Streitsachen nach altem Herkommen zu entscheiden. Da sie
aber oft ihre Standesgenossen bevorzugten, verlangten die
Plebejer schriftliche Gesetze. Deshalb wurden im Jahre 451
zehn Männer (decemvtri) gewählt, die das Zwölf-
tafelgefetz abfaßten. Darnach sollten die Zehnmänner
ihr Amt niederlegen; sie regierten aber tyrannisch weiter.
Als nun ihr Haupt, Appius Claudius, die schöne Vir-
ginia, die Tochter eines angesehenen Plebejers Virginins,
zu seiner Sklavin erklärte, erstach diese ihr Vater, und es
erhob sich ein Aufstand, in dem die Zehnmänner gestürzt
wurden. Appius Claudius tötete sich selbst im Gefängnis.
Allmählich besserte sich die Lage der Plebejer, sie er-
warben Besitz und erlangten auch Zutritt zu den Amtern.
Seit dem Jahre 366 mußte nach einem Gesetze des Volks-
tribunen Licinins immer ein Konsul Plebejer sein.
V. Eamillus.
1. Der Krieg gegen Wezi. Lange Zeit schon kämpften
die Römer gegen Veji. Einst wurde von den Vejentern
sogar das ganze Geschlecht der Fabier bis auf einen Knaben,
der in Rom zurückgeblieben war, vernichtet. Endlich be-
gannen die Römer, die Stadt einzuschließen. Zum ersten
Male zahlte man dem Heere Sold, damit der Krieg auch
im Winter fortgesetzt werden könne. Im zehnten Jahre er-
nannte man den Camillus zum Diktator.*) Dieser ließ
einen unterirdischen Gang nach dem Junotempel in Veji
treiben und nahm so die Stadt ein. Bald darauf wurde
*) Nur in gefährlichen Zeiten übergaben die Römer die höchste
Gewalt einem Diktator, und zwar auf sechs Monate. Ihm schritten
vierundzwanzig Viktoren voran. Der Diktator wählte sich einen Reiter-
obersten (magister equitum).