Object: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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meinen einige, komme her von einer Waffengattung, welche unter ihnen am häu¬ 
figsten im Gebrauch gewesen, einer Art langen Dolchs oder Messers, Sachs ge¬ 
nannt. Und in der That wissen wir von einem Anruf, mit dem Hengist, welcher 
mit seinem Bruder Horsa die sieben angelsächsischen Königreiche gründete, seinen 
Genossen zum Kampfe sich fertig zu machen befahl. Er sprach: Nim et Eure 
Taxen! — Andere leiten den Namen von dem Umstande her, daß sie keine Nei¬ 
gung zu Wanderungen hatten, sondern lieber in festen Wohnplätzen saßen oder 
seßhaft waren. 
Mit dem veränderten Namen waren aber weder die Eigenthümlichkeiten des 
Landes, welches sie inne hatten, noch der Bewohner Bedürfnisse, Sitten und Ge¬ 
wohnheiten andere geworden. Derselbe Geist des Volkes blieb, dieselbe Liebe zur 
Freiheit und Unabhängigkeit von der Gewalt einheimischer Könige und fremder 
Eroberer; derselbe Drang nach Thaten, bei denen es Gefahr und'Beute gab; der¬ 
selbe Widerwille gegen die stilleren Beschäftigungen des häuslichen Lebens, des 
Ackerbaues und der Viehzucht. Der kriegerische Muth suchte zu Land und See 
Gelegenheit, sich zu erweisen, so daß die Römer ihre Grenzprovinzen am Rhein 
und an der Schelde von den Deutschen oft bedroht sahen und eine eigene Flotte 
zur Deckung der benachbarten Küstenländer halten mußten. Im sechsten Jahr¬ 
hundert zerstörten die Sachsen das Königreich Thüringen, welches damals im mitt¬ 
leren Deutschland berühmt war, und nahmen die nördlichen Gegenden des erober¬ 
ten Landes ein. Auch bis nach Italien drangen sie in Verbindung mit den eben¬ 
falls sehr kriegerischen Langobarden, die an der Elbe ihre Stammsitze gehabt, im 
Laufe der Zeit ihnen noch näher gerückt waren und in Ober-Italien die nach 
ihnen benannte Lombardei eroberten. 
Von der Elbe bis zum Rhein und von der Nordsee bis zur Unstrut dehnten 
sich jetzt die Sachsen aus, welche nach ihren verschiedenen Wohnsitzen in drei 
große Stämme zerfielen. Diejenigen, welche an der Ems, Lippe und Ruhr hau- 
seten, hießen Westfalen; jene, welche von der Weser ostwärts bis zur Elbe 
hin, im jetzigen Hannoverschen, ihre Niederlassungen hatten, nannte man Ost¬ 
falen; und die, welche an beiden Seiten der Weser bis an die Nordsee hinab 
wohnten, wurden Engern genannt. 
Wenn die Noth am größesten war und die Angriffe mächtiger Feinde, na¬ 
mentlich der fränkischen Könige, ihnen die Gefahr zeigte, in welcher das heilige Gut 
der Freiheit schwebte, schlossen sich die Stämme fester an einander. Besondere 
Berathungsplätze, z. B. Markloh oder Marsloh an der Weser, versammelten die 
Häupter des Volkes, wo gemeinschaftliche Beschlüsse zur Vertheidigung des Landes 
oder zur Aufrechterhaltung des Rechts unter den Insassen gefaßt wurden; denn 
ihre alte Verfassung blieb ihnen werth und theuer. Als freie Männer wollten sie 
niemandes Unterthanen sein und die alten Sitten bewahren. Dabei war es aber 
nicht zu vermeiden, daß einzelne, die sich durch Einsicht, große Besitzungen und 
Kriegsruhm hervorgethan, ausgezeichneten Einfluß erhielten. Es bildeten sich des¬ 
halb unter den Sachsen nach und nach drei Hauptstände: Edle, Freie und 
Leibeigene oder Hörige. 
Die Edeln des Volkes verdrängten zwar den gemeinfreien Wehr¬ 
mann nicht aus seinem Rechte, aber dennoch bildete sich ein Unterschied zwischen 
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