Full text: Erzählungen aus der Geschichte

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Katser Frieden mit den Grenzen von 1792 angeboten; nochmals 
verwarf er das Anerbieten. Nachdem Blücher in der Schlächterei 
Laon (9. und 10. März) abermals den hartnäckigen Kaiser ganz- 
lich besiegt und auch Schwarzenberg seinen Angriff bei Bar snr 
Aube zurückgeschlagen hatte, wandte sich Napoleon plötzlich mit 
seiner ganzen Macht gegen den Rhein, um die Verbündeten vom 
Rheine abzuschneiden und das Hauptheer dahin zu verlocken. Diese 
ließen sich aber durch den kühnen Plan nicht täuschen. Blüchers 
Rath drang jetzt durch. Unbekümmert um Napoleons Bewegung 
rückten sie geradezu auf Paris los; die nur von 15,000 Mann 
besetzte Stadt ergab sich nach schwachem Widerstände.^ Am 31. 
März 1814 hielten die Verbündeten ihren Einzug in Frankreichs 
Hauptstadt, Kaiser Alexander von Rußland und König Friedrich 
Wilhelm III. von Preußen an der Spitze, von der Bevölkerung 
nicht unfreundlich aufgenommen. In einem Manifest erklärten _ sie, 
daß Napoleon aufgehört habe zu regieren, daß sie weder mit ihm 
noch mit einem Gliede seiner Familie unterhandeln würden. ^ Und 
schon am folgenden Tage, am 1. April, erklärte der französische 
Senat unter Talleyrands Leitung deu Kaiser, dem er bisher so 
willfährig gewesen war, des Thrones für verlustig und beschloß 
die Wiedereinsetzung der Bourbonen. Der Gras von Provence, 
welcher nach dem Tode des Sohnes Ludwigs XVI. den Königs¬ 
titel angenommen hatte, bestieg als Ludwig XVIII. den französi¬ 
schen Königsthron. 
Napoleon, jetzt machtlos und immer mehr verlassen von den 
Seinigen, war nach Fontaineblean gegangen und entsagte Anfangs 
zu Gunsten feines Sohnes, dann unbedingt für sich und seine Nach¬ 
kommen der Herrschaft und erhielt als fouveräuer Fürst die Insel 
Elba mit zwei Millionen Franken Renten von Frankreich. Seine 
Gemahlin Maria Luise erhielt für sich uud ihre Nachkommen die 
Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla. Am 4. _ Mai 
landete Napoleon auf Elba; der Mächtige, der Europa besohlen 
hatte, durfte jetzt das kleine Eiland sein nennen. Am gleichen 
Tag zog Ludwig XVIII. in Paris ein, und am 30. Mai 1814 
wurde der Friede zu Paris zwischen den Verbündeten und 
Frankreich geschloffen. Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 
und eine eonstitntionelle Verfassung. Für den unermeßlichen 
Schaden, den es in erster Linie Deutschland zugefügt hatte, wurde 
es zu keiner Entschädigung gezwungen. Den Rheinbundstaaten 
wurde volle Souveräuetät zugesichert. Zur Ordnung der europäi- 
scheu Staatenverhältnisse wurde ein allgemeiner Eongreß nach 
Wien bestimmt.
	        
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