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Ruhm und ohne Gewinn aus dem fernen Lande zurückziehen, das
nutzlos viele Menschenleben und ungeheure Summen aus Frank-
reich verschlungen hatte. Das Schicksal des so preisgegebenen
Maximilian, welchen der wieder zur Macht gelangte Präsident
Jnarez erschießen ließ, verfolgte wie ein Unstern die fernere Jte=
aiernng Napoleons.
In dem Kriege, welcher 1866 zwischen Preußen und Oester-
reich ausbrach, schickte Victor Emauuel als Verbündeter Preußens
eine Armee gegen das Festungsviereck nach Venetien, wurde aber
in der Schlacht bei Cnstozza von Erzherzog Albrecht geschlagen.
Gleichwohl trat Kaiser Franz Joses I. nach der unglücklichen Schlacht
von Königgrätz ganz Venetien an den Kaiser Napoleon 111. ab,
um seine Truppeu aus Italien zum Schutze Wiens herbeiziehen
zu können. Napoleon III. überließ sodann durch Übereinkommen
Venetien an Italien. Dem weiteren Streben des neuen König-
reichs, Rom als Hauptstadt zu erwerben, setzte Napoleon eine
Schranke durch den sogenannten Septembervertrag. In diesem
wurde festgesetzt, daß die Residenz des neuen Königreichs Italien
von Turin nach Florenz verlegt werde, dagegen mußte sich Victor
Emauuel verpflichten, das noch übrige päpstliche Gebiet nicht an-
zugreisen, wogegen Napoleon III. die französischen Truppen ans
Rom zurückzog. Doch hatte ein Einfall Garibaldis in das päpst-
liche Gebiet 1867 eine abermalige Besetzung desselben durch ein
französisches Hilfscorps zur Folge. Aber in dem Krieg Frank-
reichs gegen Preußen und Deutschland 1870 mußte Napoleon ferne
Truppen aus Rom zurückziehen, um die Armee am Rhein zn ver-
stärken. In Folge dessen zog Victor Emannel in Rom ein, nach¬
dem kurz vorher der Papst daselbst ein allgemeines Concil ge-
hatten hatte,, um durch dasselbe die päpstliche Unfehlbarkeit beschüe-
ßen zu lassen. Rom wurde jetzt die Hauptstadt des Königreichs
Italien, und der Papst zog sich in den Vatican zurück, welcher
ihm ungestört als Residenz überlassen wurde.
Die Staunen erregenden Ersolge Preußens in dem Kriege
gegen Oesterreich im Jahr 1866 ließen die Franzosen nimmer
ruhen. Denn durch die gebietende und glänzende Stellung, welche
ihr Kaiser unter ben europäischen Fürsten sich zu erringen ver-
standen hatte, gewöhnte sich dieses Volk aufs Neue, sich als die
erste Nation, anzusehen und wollte als solche von der Welt aner-
kauut werden; und selbst Männer, die zu den größten Staats-
männern Frankreichs gehören, wie Thiers, machten es dem Kaiser
zum Vorwurs, daß er das Wachseu der preußischen Macht nnthätig
habe geschehen lassen. Dadurch, sowie durch die immer lauter
werdende Unzufriedenheit über den Mangel einer freiheitlichen Re-
gierung ließ sich Napoleon bestimmen, 1870 den Krieg gegen