Friedliche Entwicklung des neuen Deutschen Reiches. 5 
Länderstrecken, die für unser Wirtschaftsleben und zum Teil auch als 
Siedlungsgebiete von Wichtigkeit sind. 
Äußerst wertvolle Knlagen schufen deutsche Unternehmer in den klein- vaynba»^ 
asiatischen Bahnen und der Bagdadbahn, die von Konstantinopel bis an 
die Mündung des Euphrats und Tigris führen und mit hafenbauten 
und Bewässerungswerken für Baumwollpflanzungen und Getreidefelder, 
mit Erz- und Kohlenbergwerken, mit Naphtha- und petroleumquellen 
in Verbindung stehen. Diese Knlagen wurden nicht zur politischen Unter- 
werfung oder wirtschaftlichen Ausbeutung der Türkei geschaffen; sie setzen 
im Gegenteil die staatliche Selbständigkeit und wirtschaftliche Erstarkung 
dieses Landes voraus. Unser Handel mit der Türkei verzehnfachte sich; 
die Türken lieferten uns Rohstoffe, wir ihnen fertige Erzeugnisse. 
So wurde eine Verbindung von der Nordsee bis Mesopotamien her- 
gestellt, die von der See aus nicht abgeschnitten werden kann, solange 
Konstantinopel und die Dardanellen in türkischen Händen bleiben; ein 
natürliches zusammenhängendes Arbeitsfeld für deutsche Kraft wurde 
vorbereitet. 
3. Wehrkraft und Bündnisse. Um all das schwer Errungene 
vor Feinden zu schützen, mutzte das Deutsche Reich trotz seiner Friedens¬ 
liebe ständig und ausreichend zum Kriege gerüstet sein. Durch mehrfache 
Vergrößerung der Truppenzahl wurde die allgemeine Wehrpflicht voll- 
ständiger durchgeführt. Rlle neuen Erfindungen wurden nutzbar ge¬ 
macht: rauchschwaches Pulver und starkwirkende Sprengstoffe, Magazin- 
und Maschinengewehre, Telegraph, Fern- und Funkensprecher, Scheren- 
fernrohr und Scheinwerfer, Fahrrad und Kraftwagen, Luftschiff und Flug- 
zeug, Feldküche und Lazarettzug. Ruch die Kriegserfahrungen anderer 
Völker wurden genau beachtet und danach die Kleidung und Rusrüstung, 
die Exerzierordnungen und Felddienstübungen der deutschen Truppen ein¬ 
gerichtet. Die jährlichen Herbstmanöver gestalteten sich möglichst kriegs¬ 
mäßig. Zum Schutz der Seeküsten und des Handels bedurfte Deutschland siotu 
auch einer achtunggebietenden Kriegsflotte, v. Tirpitz wußte als Staats¬ 
sekretär des Reichsmarineamtes das deutsche Volk zu überzeugen, wie be¬ 
rechtigt des Kaisers Mahnung sei: „Bitter not tut uns eine starke Flotte!" 
und sicherte den gleichmäßigen, zielbewußten Bau der Kriegsflotte durch 
Flottengesetze. Die Begründung des ersten dieser-(Besetze (1900) er¬ 
klärte, unsere Flotte müsse so stark sein, daß jeder Rngriff ein Wagnis 
für den Angreifer sei; sie sollte eine bestimmte, mehrfach erhöhte Zahl 
von Schlacht- oder Linienschiffen, Kreuzern, Torpedo- und Unterseebooten 
und Küstenfahrzeugen umfassen. Rlle diese Schiffe wurden auf deutschen 
Werften gebaut. Rn den deutschen Küsten, besonders auf Helgoland,
	        
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