Full text: Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte

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Da sprach der alte Wate: „Nach uns gesendet hat 
Der Vogt der Hegelingen; er weiß nicht andern Rat, 
Als sich mit uns versöhnen; auch jammern unsre Lieben, 
Die wir zu Hause ließen: so können wir die Reise nicht verschieben." 
Da sprach der wilde Hagen: „So hab' ich nach euch Leid. 
Nun geruht von mir zu nehmen als Gabe Roß und Kleid, 
Gold und Gesteine; laßt mich euch so vergelten 
Eure große Gabe, daß die Leute mich darum nicht schelten." 
Da sprach der alte Wate: „Ich bin zu reich dazu, 
Daß ich eures Goldes entführt' in meiner Truh'. 
Bei dem uns unsre Vettern aufs neu' gebracht zu Hulden, 
Hettel der reiche, der vergab' uns nimmer solch Verschulden. 
Nach einem Dinge steht uns, Herr König, Herz und Mut, 
Das dünkt uns eine Ehre, wenn ihr es gerne thut. 
Kommt selbst und schaut, wieviel uns noch übrig bleibt zu zehren. 
Guter Leute Speise durften wir drei Jahr' noch nicht begehren. 
Wir geben's, wen da lüstet, da wir von hinnen fahren. 
So mög' euch Gott die Ehre und euch auch selbst bewahren. 
Wir scheiden nun; nicht länger dürfen wir verweilen; 
Nun reitet mit, das höchste Geleit uns zu den Schiffen zu erteilen. 
Eure schöne Tochter und die edle Königin 
Soll unsre Habe schauen: das wird uns ein Gewinn 
An Ehren immer bleiben: wollt ihr uns damit ehren, 
Edler König Hagen, andrer Gaben mögen wir entbehren." 
Der Wirt sprach zu den Gästen mit Wohlgezogenheit: 
„Muß es denn sein, so heiß' ich morgen bei guter Zeit 
Hundert Mähren satteln den Mägdelein und Frauen; 
Ich will euch auch begleiten, eure Schiffe selber zu beschauen." 
Nun ritten sie mit Urlaub vor Abend an die Flut. 
Da trug man zu dem Strande Wein, der war so gut, 
Aus den kleinern Booten, dazu viel edler Speise: 
Das leichterte die Schiffe; Frute von Dänemark, der wohl war weise. 
Fünfundzwanzigstes Abenteuer. 
WieOrtwein undHerwig zuGudrun undHildburg kamen. 
Hilde, die Tochter des Königs Hettel in Hegelingen und Hildes von 
Irland, ist verlobt mit Herwig von Seeland. Als Hettel und Herwig auf 
einer Kriegsfahrt abwesend sind, brechen der König Ludwig von Normannen¬ 
land und sein Sohn Hartmut in die unbewachte Burg und rauben Gudrun
	        
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