Object: Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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die Untertanen zum Heeresdienst heranzuziehen. Wohl hatte man 
bei der Maximilianschen Reichsreform einen Anlauf genommen, 
ein Reichsheer zu schaffen, aber es war nicht dazu gekommen. 
Vorüber war auch die Zeit, da der Landesherr seine Lehnsleute, 
die er für den Kriegsdienst durch Land entschädigte, zu den Waffen 
rief. An die Stelle der ehemaligen Naturalwirtschaft war die 
Geldwirtschaft getreten, und die hatte wie so viele andere Um¬ 
wälzungen auch eine andere Form der Heeresaufbringung .ge¬ 
zeitigt. Wollte der Fürst ein Heer aufstellen, so mußte er sich dazu 
von deu Ständen die Mittel bewilligen lassen. Die Stände waren 
aber oft geneigt, ihre Macht zu stärken und dem Fürsten entgegen-- 
zutreten. So wurde der Kriegsdienst nicht mehr für das Staats¬ 
interesse geleistet, er sank vielmehr zu einem geschäftlichen Unter¬ 
nehmen herab, er wurde ein Handwerk, bei dem Meister und 
Gehilfen für ihre Arbeit Geldlohn erhielten, wonach die Truppen 
Söldner und später Soldaten genannt wurden. 
Seit Maximilian war die Finanznot des Reiches fortwährend 
drückend. Wenn nach der Schilderung des Kardinals Klesl vom 
Jahre 1616 des Kaisers Diener nicht genug Brot hatten, die 
Edelknaben zerrissener als Handwerkerskinder gingen und alle 
Lebensmittel für den Hof auf Borg um doppelten Preis gekauft 
werden mußten, fo können wir verstehen, daß das Reichsoberhaupt 
ein Heer weder aufstellen noch unterhalten konnte. Unternehmer, 
Freibeuter oder Söldnerführer, waren es also zumeist, die Truppen 
ins Feld führten. Als solche haben wir den Grafen von Mansfeld, 
Christian von Braunschweig und den Markgrafen Friedrich von 
Baden-Dnrlach kennen gelernt; der hervorragendste von ihnen war 
Wallen st ein. 
Die Truppen wurden angeworben. Wer dabei am meisten 
zu bieten vermochte, wer die beste Aussicht auf Ruhm und Er¬ 
werb eröffnete, hatte den größten Zulauf. So bildete das Heer 
eine bunt zusammengewürfelte Masse. Lockeres Gesindel, heimat¬ 
lose Leute, Personen aller Stände, Männer aus allerlei Volk, 
Deutsche, Italiener, Spanier, Iren, Slaven kamen auf diese 
Weise zusammen. Nicht Vaterland, nicht Treue und Glauben 
bildeten ein einigendes Band. Die Soldaten brachen den Fahnen¬ 
eid oft ebenso schnell, wie sie ihn geschworen hatten. Sie liefen 
davon, wenn sich ihnen anderwärts Aussicht auf größeren Ge¬ 
winn bot. Anhänglichkeit an den Kriegsherrn war ihnen fremd. 
Sie fragten nicht nach Protestantismus oder Katholizismus; was
	        
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