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2. Gajus Marius und der Krieg gegen Ju-
gurtha. — Nicht lange nach dem Untergange der Gracchen
gelangte in Rom ein Mann zu Ansehen, der aus den nieder-
ften Volksklassen hervorging. Es war G ajus Markus, der
Sohn eines armen Bauern, ein Mensch von rauhen und derben
Sitten und ohne alle höhere Bildung, aber ein Kriegsmann,
der seinesgleichen suchte. Von gewaltiger Körperkraft, aus-
dauernd in allen Anstrengungen, kühn und tapfer wie kein
anderer, dabei von Hellem Verstände und brennendem Ehrgeiz,
schwang er sich vom gemeinen Soldaten allmählich zu den oberen
Stellen im Heere empor und wurde endlich zum Konsul und
Oberbefehlshaber erwählt, eine Ehre, welche niedrig geborenen
Leuten damals sehr selten zu teil wurde. Aber Marius recht-
fertigte bald das Vertrauen, welches man in ihn setzte, durch
glänzende Kriegsthaten. Zunächst kämpfte er in Nordafrika
gegen den König Ju gurtha von Numidien (das heutige
Algier), der durch schmähliche Gewaltthaten die Römer zum
Kriege herausgefordert hatte. Der schlaue Afrikaner fürchtete
sich vor dem mächtigen Volke nicht allzusehr; er wußte, wieviel
in dem verderbten Rom durch Geld auszurichten war. Er be¬
stach daher die gegen ihn ausgesandten römischen Feldherren,
welche eifriger nach Reichtum als nach Kriegsruhm trachteten,
daß sie ihm gar nicht ernstlich zuleibe rückten. So schleppte sich
der Krieg jahrelang schmachvoll und jämmerlich hin, ohne daß
er zur Entscheidung kam. Marius aber gab dem Kampfe rasch
eine günstige Wendung. Er besiegte den Jugurtha völlig, trieb
ihn aus seinem Lande, erzwang seine Auslieferung und führte
ihn gefangen nach Rom, wo der übermütige Numidierkönig in
einem unterirdischen Kerker dem Hungertode preisgegeben wurde.
3. Marius im Kriege gegen die Eimbern und
Teutonen. — Noch weit glänzenderen Ruhm erwarb sich
Marius bald darauf in dem Kriege gegen die Eimbern und
Teutonen, kriegerische deutsche Völkerschaften, welche von
ihren Wohnsitzen an der Nord- und Ostsee ausgezogen und wie
ein verheerender Strom über das römische Reich hereingebrochen
waren. Schon hatten die wilden Söhne des Nordens mehrere