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er am Eingange des Labyrinthes fest und leitete sich an dem-
selben sort, bis er den Minotanr erreichte. Nun kam es zu
einem grausigen Kampfe. Endlich erlag das Ungeheuer den un-
ermüdlichen Angriffen des Helden: mit einem letzten furchtbaren
Hiebe schlug ihm Theseus den Kopf ab. An dem Faden der
Ariadne fand dann der siegreiche Kämpfer den Ausweg aus
dem Labyrinth wieder. Das schwere Werk war herrlich voll-
bracht.
8. Tod des Ägeus. — Die geretteten Jünglinge und
Jungfrauen eilten nun, nach ihrer Vaterstadt Athen zurückzu-
kehren. Der Trauerfahrt nach Kreta folgte eine Wonnefahrt
nach der Heimat. Keiner der glücklichen jungen Menschen dachte
in seiner Freude daran, daß in dem Schiffe noch das alte,
schwarze Segel aufgezogen war; auch Theseus hatte vergessen,
es mit dem weißen zu vertauschen. Aber der alte König Ägeus
hatte schon viele Tage laug von einem hohen Felsen der Meeres¬
küste nach dem weißen Segel ausgeschaut. Endlich erblickt er
in der Ferne das wohlbekannte Schiff, wie es rasch über die
blaue Flut heranfährt; aber es trägt das Unglückszeichen, das
schwarze Segel. Da glaubt der Greis seinen trefflichen Sohn
tot; er selber will nicht länger mehr leben und stürzt sich ver-
zweislungsvoll in das Meer. Seitdem wurde das Meer, welches
Griechenland im Osten umgiebt, das ägäische Meer genannt.
9. Theseus, König von Athen. — Groß war die
Freude der Athener, als sie erfuhren, daß der totgeglaubte
Theseus und alle seine Begleiter am Leben seien, und wie Herr-
lich der edle Königssohn das kühne Wagnis bestanden habe.
Bereitwillig erkannten sie ihn für die dem Lande erwiesene
Wohlthat als ihren König an. Und der ruhmstrahlende Held
zeigte bald, daß er auch weise und wohlthätig zu regieren ver-
stehe. Er erhob Athen zur Hauptstadt des umliegenden Landes
und gab gute Gesetze, unter denen der Staat rasch und kräftig
emporblühte. Unter seiner Regierung galt Athen in ganz
Griechenland als ein Sitz der Gerechtigkeit und menschlicher
Sitte, als eine gastliche Zufluchtsstätte aller Bedrängten und
Verfolgten.